Der Kärntner Herwig Wetzlinger (62) verantwortet die europaweit größten Bauvorhaben im Spitalsbereich. Vor zwölf Jahren fand der damalige Kaufmännische Direktor des LKH Klagenfurt nach erfolgreichem Abschluss des Klinikum-Neubaus als Vize-Direktor des AKH seine neue berufliche Heimat in Wien. Seit 2014 trägt er die wirtschaftliche Gesamtverantwortung für das AKH, seit fünf Jahren, September 2018, ist Wetzlinger Finanzvorstand des Wiener Gesundheitsverbundes und dessen Vize-Generaldirektor. Rund 30.000 Menschen sind im Verbund beschäftigt, Wiens mit Abstand größter Arbeitgeber.
Die Bauprojekte, die Wetzlinger in seinen Funktionen zu stemmen hat, sprengen alle bekannten Dimensionen. Allein die 2016 beschlossene und derzeit laufende Modernisierung des AKH Wien bis 2030 ist mit 1,364 Milliarden Euro budgetiert. Teilweise wurden bzw. werden ganze Abteilungen neu errichtet, andere im bestehenden Rahmen runderneuert. „Alle unsere Krankenhäuser müssen den Ansprüchen an die moderne Medizin gerecht werden“, sagt Wetzlinger. So wird die Zahl der Intensivbetten für Erwachsene am AKH etwa um ein Viertel (auf 124) erhöht.
Teils massive Investitionen
Das AKH ist zwar das mit Abstand größte und wichtigste Spital Österreichs, zur Versorgung von zwei Millionen Wienern gibt es aber insgesamt 20 Kliniken. Knapp 80 Prozent aller Leistungen werden in den bald nur mehr sieben Spitälern des Gesundheitsverbundes der Stadt erbracht. Ein vor einem Jahr beschlossener Rahmenplan sieht weitere, teils massive Investitionen vor. Zwei Spitäler werden neu errichtet, jene in Hietzing (bis 2031) und Ottakring (bis 2038). Die Klinik Favoriten wird teilweise neu gebaut und vervollständigt, die 1992 eröffnete Klinik Donaustadt bis 2037 generalsaniert.
Zuerst saniert, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, und in später neu gebaut wird die Klinik Landstraße. Einzig die Klinik Floridsdorf, das ehemalige Krankenhaus Nord, bleibt nahezu unangetastet. Das 2019 in Betrieb genommene Spital gilt als „unser Muster-Krankenhaus“, sagt Wetzlinger. Geschlossen wird die Klinik Penzing, das ehemalige Otto-Wagner-Spital. Sowohl Hietzing als auch Ottakring befinden sich kurz vor oder im Architektenwettbewerb und damit in einer entscheidenden Planungsphase.
Aus dem Budget der Stadt Wien
In Summe steckt die Stadt Wien 4,47 Milliarden Euro in diese Neubauten und Sanierungen, inklusive dem AKH sind es rund 5,6 Milliarden Euro, die aus dem Budget der Stadt Wien gestemmt werden müssen. Laut Wetzlinger wird mit einer Valorisierung – Wertanpassung der Kosten – von durchschnittlich 3,5 Prozent gerechnet. Auf der Gegenseite stehen neben zeitgemäßer, moderner Medizin auch Einsparungen, wie der Vize-Generaldirektor betont: „Ein Neubau bringt bis zu acht Prozent an Einsparungen bei den Betriebskosten.“ Teilweise sind die Spitäler 100 Jahre oder älter und würden den Ansprüchen moderner Medizin nicht mehr gerecht. Kürzere Wege und geringerer Flächenbedarf brächten mehr Effizienz.
Die Dimension des Bauprogramms sei europaweit einzigartig, sagt Wetzlinger, der in einer Allianz großer europäischer Universitätskliniken über den Tellerrand blickt. Vieles von dem, was Wetzlinger und seine Mitarbeiter in Wien umsetzen, sei in Klagenfurt „erprobt“ worden. Bis 65 oder 66 will Wetzlinger seine Funktionen ausüben und bis dahin die Pflöcke für die erneuerte Spitalslandschaft einschlagen. „Die Planung ist entscheidend, um seine Ziele zu erreichen, die Umsetzung im Prozess ein Selbstläufer.“ Bereits jetzt ist der Klagenfurter wohl der einzige Spitalsmanager, der binnen eines Jahrzehnts zwei Groß-Krankenhäuser (Klagenfurt und Floridsdorf) in Betrieb nehmen konnte.