Im Juni hat sich die Inflationsrate in Österreich zwar weiter abgeflacht. Mit 8 Prozent erreichte sie nach 8,9 Prozent im Mai laut Statistik Austria den niedrigsten Stand seit Mai 2022 – das Teuerungsniveau bleibt damit aber weiterhin sehr hoch. "Das hat vor allem damit zu tun, dass Treibstoffe im Vergleich zum Vorjahr noch deutlich billiger wurden als zuletzt. Außerdem haben sich die Preisanstiege in der Gastronomie, bei der Haushaltsenergie sowie bei Nahrungsmitteln abgeschwächt", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung.

Die Preise für die Bereiche "Wohnung, Wasser, Energie" stiegen durchschnittlich um 14,1 Prozent und blieben damit der wichtigste Treiber der Inflation im Jahresvergleich. Die Instandhaltung von Wohnungen kostete im Juni um 14,8 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Hauptverantwortlich dafür waren einmal mehr die Materialkosten, die um 16,4 Prozent zulegten. Die Mieten inklusive Neuvermietungen erhöhten sich im Jahresabstand um 7,5 Prozent.

In Restaurants und Hotels wurden die Preise um 12,9 Prozent erhöht, etwas weniger stark als im Mai (plus 13,6 Prozent). Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich durchschnittlich um 11,1 Prozent und damit ebenfalls etwas weniger kräftig als im Mai (plus 12,3 Prozent). Nahrungsmittel verteuerten sich dabei um 10,6 Prozent. Die Preise für Milch, Käse und Eier stiegen im Juni um 9,6 Prozent, aber damit spürbar weniger stark als im Mai mit 16,8 Prozent. Auch bei Brot und Getreideerzeugnissen ging die massive Teuerung auf 13,1 Prozent etwas zurück (Mai: 14,6 Prozent). Die Preise für Fleisch erhöhten sich um 8,2 Prozent, jene für Gemüse um 14,2 Prozent. Vergleichsweise gering fiel die Teuerung bei Obst (3,8 Prozent) sowie bei Ölen und Fetten (plus 1,5 Prozent) aus. Butter wurde sogar um 12,2 Prozent billiger. Alkoholfreie Getränke wiederum kosteten um 14,7 Prozent mehr – vor allem der Preis für Limonaden (plus 16,6 Prozent) und Kaffee (plus 12,7 Prozent) erhöhte sich kräftig.

Dämpfend wirkten – im Jahresvergleich – die Spritpreise, ohne die im Vergleich günstigeren Treibstoffe wäre die Inflationsrate im Juni bei 9 Prozent gelegen, heißt es seitens der Statistik Austria.

Gas verteuerte sich mit 77,1 Prozent etwas weniger stark als im Mai (79,1 Prozent), Strom um 6,9 Prozent (Mai: 8,4 Prozent). Bei Letzterem hätten unter anderem die Strompreisbremse, der NÖ-Rabatt, der Netzkostenzuschuss für GIS-befreite Haushalte sowie der Stromkostenergänzungszuschuss für Haushalte mit mehr als vier Personen stark dämpfend gewirkt, so die Statistik Austria. Für feste Brennstoffe waren im Juni um 18,2 Prozent mehr zu zahlen als vor einem Jahr (Mai: plus 32,7 Prozent). Wesentlich billiger wurde Heizöl mit einem Preisrückgang von 28,8 Prozent (Mai: minus 22 Prozent). Die Fernwärmepreise hingegen sprangen sowohl im Mai als auch im Juni um 82,2 Prozent nach oben.

Täglicher Einkauf um 10 Prozent teurer

Der tägliche Einkauf verteuerte sich hierzulande im Juni im Jahresabstand um 10 Prozent. Im Mai war das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält, im Jahresabstand sogar um 12,3 Prozent gestiegen.

Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf widerspiegelt und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, erhöhte sich im Juni um 0,8 Prozent, nach einem Plus von 3,6 Prozent im Mai.

Die Inflation geht unterdessen sowohl EU-weit als auch in der Eurozone weiter zurück: Die jährliche Inflationsrate im Euroraum sank laut am Mittwoch von Eurostat veröffentlichten Daten im Juni 2023 auf 5,5 Prozent, gegenüber 6,1 Prozent im Mai. EU-weit ging die Teuerung auf 6,4 Prozent zurück – nach 7,1 Prozent im Vormonat. Vor einem Jahr war der Wert mit 8,6 bzw. 9,6 Prozent noch deutlich höher.

Im Juni 2022 hatte die österreichische Inflationsrate nach den Berechnungen des EU-Statistikamts noch 8,7 Prozent ausgemacht, jetzt sind es laut den harmonisierten EU-Daten 7,8 Prozent. Die Werte liegen tendenziell etwas unter den von der Statistik Austria ermittelten. In den EU-Staaten ist der Preisauftrieb unterschiedlich stark: Während in Ungarn (19,9 Prozent), der Slowakei (11,3 Prozent) und Tschechien (11,2 Prozent) sehr hohe Inflationsraten gemessen wurden, war die Teuerung in Luxemburg (1 Prozent), Belgien und Spanien (je 1,6 Prozent) vergleichsweise niedrig. Deutschland liegt mit 6,8 Prozent leicht über dem Durchschnitt.

Energiepreise im Euroraum deutlich gesunken

Deutlich gesunken sind im Euroraum im Juni die Energiepreise: Sie gingen im Jahresvergleich um 5,6 Prozent zurück, nach minus 1,8 Prozent im Mai. Die Teuerungsrate für Lebensmittel, Alkohol und Tabak sank leicht auf 11,6 Prozent, nach 12,5 Prozent im Mai. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich im Juni um 0,4 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent. Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak nicht eingerechnet werden, stieg im Juni wieder leicht auf 5,5 Prozent (5,3 Prozent im Mai).

Brunner: "Bestätigt sinkenden Inflationstrend"

Finanzminister Magnus Brunner kommentiert die Inflationsentwicklung in Österreich so: "Die Statistik Austria bestätigt den sinkenden Inflationstrend. Die Juniinflation ist die niedrigste seit über einem Jahr. Mittlerweile liegt die Teuerung über 3 Prozentpunkte unter den Höchstwerten vom Winter, auch wenn sie nach wie vor zu hoch ist." Es bestätige sich auch, so Brunner, "dass die von uns gesetzten Maßnahmen wirken". Laut den Expertinnen und Experten seien die Strompreisbremse, der Netzkostenzuschuss sowie der Zuschuss für Mehrpersonenhaushalte stark inflationsdämpfend.

EZB dürfte Zinsen weiter erhöhen

Die Inflationsrate liegt trotz Rückgangs in der Eurozone immer noch deutlich unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. Die Währungshüter der EZB dürften bei ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause am 27. Juli den europäischen Leitzinssatz nochmals um 0,25 Prozentpunkte erhöhen. Dies stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits in Aussicht. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, liegt mittlerweile bei 4 Prozent. Er wurde seit Sommer 2022 aufgrund der steigenden Inflationsraten bereits achtmal angehoben.