Die positive Nachricht vorab: Die Inflation von über 11 Prozent zu Jahresbeginn und 8 Prozent zur Jahresmitte wird weiter – und zwar deutlich – zurückgehen, heißt es im aktuellen Konjunkturindikator der UniCredit Bank Austria. Allerdings ist vorerst mit einer leichten Eintrübung der Konjunktur zu rechnen – und die Aussichten auf eine wirtschaftliche Verbesserung haben sich nach hinten verschoben. Dafür könnte es 2024 wirtschaftlich besser laufen, als bisher prognostiziert.

"Die Gesamtinflation dürfte sich in Österreich mit dem beschleunigten Rückgang in der zweiten Jahreshälfte auf rund 4 Prozent zum Jahresende abschwächen", erwartet UniCredit-Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl.

7,6 Prozent Inflation im Schnitt im Gesamtjahr

"Im Gesamtjahr 2023 ergibt sich nach über 9,5 Prozent im ersten Halbjahr eine durchschnittliche Teuerung von voraussichtlich 7,6 Prozent, der höchste Wert seit 1975", ergänzte der Ökonom. Zwar flaut der dämpfende Effekt durch die Treibstoffe ab, dafür werden die niedrigeren Großhandelspreise für Strom und Gas – wenn auch zögerlich – an die Konsumenten weitergegeben, wie die Bank am Freitag mitteilte. Aber auch niedrigere Nahrungsmittel- und Industriegüterpreise sollten die Inflation drücken. Bei den Dienstleistungen sei hingegen angesichts steigender Lohnkosten und guter Nachfrage mit einem langsameren Preisrückgang zu rechnen. Für 2024 erwarten die Ökonomen der Bank eine durchschnittliche Inflation von 3,5 Prozent.

Rezession auch im Dienstleistungssektor

Weniger erfreulich sei jedoch, dass der "UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator" im Juni auf minus 2,9 Punkte gesunken ist, nach minus 2,4 im Monat davor. In den vergangenen Monaten erwies sich der Dienstleistungssektor als stark, mittlerweile greife die Rezession in der Industrie und am Bau immer stärker auf den Dienstleistungsbereich über, so UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach einem leichten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal 2023 sei von einem leichten Minus im zweiten Quartal auszugehen.

Den Rückgang des Konjunkturindikators begründete die Bank daher auch mit der spürbar schlechteren Stimmung im Dienstleistungssektor – vor allem bei unternehmensnahen Dienstleistungen, während konsumnahe Dienstleistungen im Freizeit- und Tourismusbereich noch vom Nachholbedarf profitierten.

Eher Abkühlung als Einbruch

Aber auch die geringere Industrienachfrage aus dem Ausland drückte die Konjunkturstimmung. Die Zinsanhebungen der (Europäischen Zentralbank) EZB verteuerten Wohnimmobilien, was wiederum den Bau belaste. Dennoch sei nicht mit einem Konjunktureinbruch zu rechnen, sondern eher mit einer Abkühlung. Für heuer erwarten die Ökonomen der Bank Austria ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent. "Dafür könnte sich im Gegenzug unsere BIP-Prognose von 1,2 Prozent für 2024 als zu vorsichtig erweisen", sagte Pudschedl.

Die schwächere Konjunktur der vergangenen Monaten spiegle sich, so der Konjunkturbericht, bereits in den Arbeitsmarktzahlen für den Produktionssektor wider. Allerdings sei der Bedarf an Arbeitskräften im Dienstleistungssektor ungebrochen. Die Arbeitslosenquote werde heuer im Schnitt auf 6,4 Prozent steigen und nächstes Jahr auf 6,3 Prozent sinken, so die Prognose der Ökonomen.

Leitzinsen

Bei den Leitzinsen sei mit weiteren Erhöhungen Ende Juli und wahrscheinlich auch im September zu rechnen, sagte Bruckbauer. "Leitzinssenkungen werden nach unserer Einschätzung erst frühestens ab Mitte 2024 auf der Agenda der EZB stehen", merkte der Chefökonom an.