Für viele ist es die erste Fernreise nach der Coronapandemie, doch Urlauber müssen in der laufenden Feriensaison für Pauschalreisen und erst recht für Flugtickets tiefer in die Tasche greifen denn je. Das deutsche Statistische Bundesamt hat für diese Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2023 deutliche Preissteigerungen registriert – weit oberhalb der ohnehin schon kräftigen Teuerung in Deutschland, die allerdings unter jener in Österreich liegt.

Angesichts hoher Vorausbuchungen und knapper Kapazitäten am deutschen Markt erwarten die Gesellschaften auch in den kommenden Monaten gut ausgelastete Jets und damit hohe Preise pro Sitz.

Bei internationalen Flügen hat der durchschnittliche Preisaufschlag in der ersten Jahreshälfte im Schnitt 24,9 Prozent betragen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag berichtete. Besonders kräftig wuchsen die Preise zu Zielen nach Asien und Australien, wo es allerdings zu Jahresbeginn 2022 noch eine sehr schwache Nachfrage gab. Die geringsten Steigerungen gab es bei touristisch nicht so relevanten Flügen im Inland, nach Afrika und nach Südamerika. Die für die Touristen besonders interessanten Europa-Flüge wurden hingegen um knapp 32 Prozent teurer.

"Das wird die nächste große Welle sein"

Reisen wird auch nach Einschätzung des Branchenriesen Expedia, ein US-Online-Reisebüro, angesichts der hohen Nachfrage vorerst teuer bleiben. So denke er nicht, dass etwa Preise für Hotelaufenthalte in nächster Zeit sinken werden, sagte Unternehmenschef Peter Kern am Dienstag im US-Sender CNBC. Bei Flugreisen seien zwar Schwankungen je nach Nachfrage und Angebot möglich – aber insgesamt werde die noch ausstehende Rückkehr von Touristen aus China die Reisepreise nach oben treiben. "Das wird die nächste große Welle sein. Und sie werden überall hinfahren, so wie früher." Insgesamt rechnet der Expedia-Chef damit, dass Reisen für die Corona-Generation auf Dauer einen hohen Stellenwert haben werde. Kern verglich es damit, wie Menschen, die Wirtschaftskrisen durchlebten, danach jeden Cent sparten. So hätten die Leute jetzt erlebt, wie es sich anfühlt, nicht mehr reisen zu können – "und das wird für unsere Generation etwas sein, woran wir uns alle erinnern können werden."

25 Prozent mehr Umsatz für jeden angebotenen Sitz

Früher als erwartet kehrt die Luftverkehrsbranche trotz gestiegener Kerosinpreise so in die Gewinnzone zurück, konstatiert auch der Kreditversicherer Allianz Trade jüngst in einer Studie. Der gerade noch vom Staat gerettete Lufthansa-Konzern rechnete im zweiten Quartal dieses Jahres mit 25 Prozent mehr Umsatz für jeden angebotenen Sitz und in der Folge mit einem Rekordsommer. Denn sämtliche Fluggesellschaften verkaufen ihre Tickets nach den Grundprinzipien Angebot und Nachfrage.

Die Airlines haben komplexe Systeme aufgebaut, um jeden Flug mit höchstmöglichem Erlös optimal auszulasten. Dazu werden die Preise der Konkurrenz ebenso genau beobachtet, wie das Interesse der Kunden. Ganz zu Beginn des Buchungsprozesses sind die Preise noch am niedrigsten und steigen stetig, je voller gebucht der Flieger bereits ist und je näher der Start rückt. Innerhalb der Komfort-Klassen sind die Tickets in sogenannte Buchungsklassen eingeteilt, die jeweils für eine Preisstufe stehen.

Kapazitäten knapp und entsprechend teuer

Trotz aller Klimabedenken wollen auch in Deutschland wieder sehr viele Menschen mit dem Flugzeug in den Urlaub reisen, treffen aber an den heimischen Flughäfen auf ein vermindertes Angebot von rund 85 Prozent des Niveaus vor der Pandemie, berichtet der Branchenverband BDL. Die Sitzplätze sind in der Folge knapp und entsprechend teuer. Gründe sind fehlendes Personal zur Abfertigung, Lieferschwierigkeiten bei neuen Flugzeugen sowie hohe Nebenkosten, die Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet auf andere Märkte in Europa ausweichen lassen.

Die Iren weichen nach den Worten ihres Chefs Michael O'Leary auch der starken Marktstellung der Lufthansa im deutschsprachigen Raum aus. Deren Ticketpreise hätten zur Folge, dass "die Deutschen auf Kurzstrecken die höchsten Flugpreise in Europa" zahlten, sagte der Ryanair-Chef dem "Manager-Magazin".

Auch Pauschalreisendeutlich teurer

Nach dem Ende der Corona-Reisebeschränkungen im Frühjahr 2022 sind auch Pauschalreisen aktuell deutlich im Preis gestiegen, wenn auch nicht so stark wie die Flugreisen. Bei Inlandszielen schlugen die Veranstalter 14,5 Prozent auf, während im Ausland durchschnittlich 10,0 Prozent verlangt wurden. Noch teurer sind beliebte Zielregionen wie Griechenland und die Balearen mit jeweils 13,5 Prozent Preissteigerung.

Das Preisvergleichsportal Check24 sieht bei Pauschalreisen sogar nur einen durchschnittlichen Preisanstieg von 8 Prozent nahe beim allgemeinen Inflationsniveau. "Die gestiegenen Betriebskosten von Fluggesellschaften und Hotels werden an die Reisenden weitergegeben", meint der zuständige Geschäftsführer Martin Zier. Kurzfristig ließen sich günstige Angebote finden.

Kaum noch Last-Minute-Schnäppchen 

Auf Last-Minute-Schnäppchen wie in früheren Jahren sollten Sparfüchse aber nicht setzen, meint der Zentraleuropachef des Veranstalters DER Touristik, Ingo Burmester. Auch er verweist auf die knappen Plätze im Flieger: "Es gibt kurzfristig nicht mehr so viele Topangebote von Fluggesellschaften, weil diese Kapazitäten verringert haben."

Hoffnung auf sinkende Preise macht der Veranstalter den Urlaubern vorerst nicht. "Wir gehen von Preissteigerungen in Europa innerhalb des Inflationskorridors von etwa fünf Prozent für den Winter aus", sagte Burmester. Dabei halte der Trend zu höherwertigen Reisen an. "Ein kleiner Teil der Gäste bucht aktuell nicht, möglicherweise weil sie es sich wegen der Inflation nicht leisten können." Bei vielen anderen gehe der Trend dagegen zu höherpreisigen Reisen mit höheren Hotelkategorien und hochwertigen All-Inclusive-Paketen.

Von der wieder anziehenden Reiselust der Menschen profitiert auch Branchenprimus Tui mit steigenden Buchungs- und Umsatzzahlen. Beim Umsatz liege man in Deutschland bereits wieder auf Vor-Corona-Niveau, sagte ein TUI-Sprecher in Hannover. "Bei der Gästezahl gehen wir davon aus, dass wir die Schere in diesem Jahr schließen."