Der deutsche Aktienindex DAX hat am Freitag eine zunächst zäh angelaufene Börsenwoche mit einem Rekordhoch gekrönt. Mit knapp 16.332 Punkten überflügelte der Leitindex die alte Bestmarke vom November 2021 klar. Die Anleger zeigten sich wie tags zuvor in der Hoffnung auf eine baldige Lösung im US-Schuldenstreit risikofreudig.
Kurz vor dem Handelsschluss an den europäischen Börsen kam allerdings die Nachricht, dass die Republikaner die Verhandlungen mit den Demokraten verlassen hätten. Der DAX dämmte somit seine Gewinne in den letzten Minuten noch auf 0,69 Prozent ein und verabschiedete sich bei 16.275,38 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen büßte sein Kursplus nahezu komplett ein und schloss um 0,08 Prozent höher bei 27.639,03 Zählern.
Vage Aussicht auf eine Einigung
Mit dem Rückzug der Republikaner seien die Gespräche blockiert, hieß es am Abend aus den Vereinigten Staaten weiter. Zuvor hatte das Weiße Haus noch über "stetige Fortschritte" berichtet. US-Präsident Joe Biden war demnach zuversichtlich, dass ein Zahlungsausfall der US-Regierung vermieden werden kann, hieß es.
Die vage Aussicht auf eine Einigung in den USA hatte schon am Vortag die Kurse am deutschen Aktienmarkt befeuert. Der deutsche Leitindex hatte erstmals seit Anfang 2022 über der Marke von 16.000 Punkten geschlossen, nachdem das Börsenbarometer zuvor über Wochen kaum vom Fleck gekommen war. Für die vergangenen fünf Handelstage steht damit ein Plus von gut zwei Prozent im DAX zu Buche.
40 Prozent Zuwachs seit vergangenem September
Auf fast 40 Prozent Zuwachs kommt das Börsenbarometer seit dem Zwischentief im vergangenen September bei weniger als 12.000 Zählern. Wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Zinswende war der deutsche Leitindex im vergangenen Jahr bis zum Herbst deutlich abgestürzt, bevor eine rasante Erholung startete.
Experten bleiben dennoch skeptisch
Trotz des aktuell historischen Kursniveaus bleiben Experten jedoch skeptisch und mahnen vor einer für die Börsen tendenziell belastenden Gemengelage aus anhaltend hoher Inflation, weiter steigenden Zinsen und einer möglichen Konjunktureintrübung. Der jüngste Rekord sei daher "der unbeliebteste aller Zeiten" und gebaut auf einer "Mauer aus Angst", schrieb Analyst Daniel Saurenz von Feingold Research. "Denn viele Anleger, vor allem Profis, haben die Rally verpasst und müssen verzweifelt hinterher kaufen". Das sei jedoch angesichts des enormen konjunkturellen Gegenwinds "absurd".
Adidas größter DAX-Verlierer
Bei den Einzelwerten gingen Adidas-Aktien mit minus 3,3 Prozent als größter DAX-Verlierer aus dem Handel, die Papiere gerieten in den Sog einer gesenkten Jahresprognose durch die US-Sportschuhkette Foot Locker. Daneben sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. So gaben die Aktien der Commerzbank um knapp 1,4 Prozent nach. Die Bank of America hatte die Papiere wenige Tage nach der jüngsten Quartalsbilanz auf "Underperform" abgestuft. Die Experten der US-Bank sehen keinen Spielraum mehr für einen weiteren Kursanstieg.
Unter den kleineren Titeln profitierten 1&1 mit einem Aufschlag von fast viereinhalb Prozent von einer neuen Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Telefonica Deutschland verloren dagegen gut ein Prozent, hier hatte die Deutsche Bank das Kaufvotum gestrichen.
Pläne für einen Aktienrückkauf gaben kurzfristig den Papieren des Wind- und Solarparkbetreibers Energiekontor zusätzlichen Schub. Der Kurs kam zwar schnell wieder zurück, letztlich blieb aber ein Plus von 1,2 Prozent.