Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihren Zinsanhebungskurs nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos fortsetzen. "Ein bedeutender Teil des Weges ist bereits zurückgelegt, es bleibt aber noch einiges zu tun", sagte de Guindos am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Madrid. "Sicherlich ist der Weg, der noch zurückgelegt wird, kürzer. Aber ich weiß nicht, wo der Endpunkt sein wird."

Laut dem Ratsmitglied Peter Kazimir werde die EZB die Zinsen womöglich länger erhöhen müssen als ursprünglich angenommen, wie er am vergangenen Wochenende ausführte. "Ich bin überzeugt, dass wir noch weitere Sitzungen vor uns haben, auf denen wir über die Erhöhung von Zinsen entscheiden werden, und ich denke, wir werden sie weiter anheben", sagte Kazimir in einem Interview mit der slowakischen Nachrichtenseite HN Online.SK.

Die Währungshüter haben seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits siebenmal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben, um die Inflation einzudämmen. Volkswirte rechnen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bei den kommenden beiden Zinssitzungen der EZB im Juni und Juli mit weiteren kleinen Schritten um jeweils 0,25 Punkte nach oben.

"Zinspause" auch in den USA noch nicht fix

Auch in den USA könnten die Zinsen noch weiter angehoben werden. Die US-Inflation kühle sich laut der Notenbankerin Lorie Logan nicht schnell genug ab, um der Fed eine Pause bei den Zinserhöhungen im Juni zu erlauben. "In den kommenden Wochen könnten die Daten noch zeigen, dass es angemessen ist, ein Treffen auszulassen", sagte Logan am Donnerstag laut Redetext vor der Texas Bankers Association in San Antonio. "Bis heute sind wir jedoch noch nicht so weit."

Sie bezog sich auf die geldpolitischen Sitzungen der Fed, von denen die nächste am 13. und 14. Juni stattfindet. Anleger spekulieren, dass die jüngste Zinserhöhung der Fed Anfang Mai die letzte sein könnte.

Die Fed hält sich die Tür für eine Zinspause offen, will die Entscheidung jedoch letztlich auf Basis der eingehenden Wirtschaftsdaten treffen. Die Zentralbank Federal Reserve hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent gehievt, um den Preisauftrieb einzudämmen.