Im März hatte sich Tesla-Boss Elon Musk noch medienwirksam für eine Temporeduktion in der Entwicklung Künstlicher Intelligenzen eingesetzt. Um jetzt, ein paar Wochen später, selbst seinen – abermaligen – Einstieg in die KI-Entwicklung anzukündigen.

In Zeiten, in denen sich immer mehr Stimmen für eine Regulierung von KI einsetzen, kündigt Musk eine "maximum truth-seeking AI" an. Also eine Künstliche Intelligenz, die "maximal wahrheitssuchend" sein soll. Offiziell verlautbart wurde die Idee zu TruthGPT während eines Interviews mit Fox-News-Moderator Tucker Carlson. Eine, so viel Meinung sei an dieser Stelle erlaubt, interessante Wahl, wenn es um die Suche nach Wahrheit gehen soll.

Elon Musk mit Tucker Carlson (Fox News)
Elon Musk mit Tucker Carlson (Fox News) © AP

Wie dem auch sei. Jedenfalls gehe es Musk darum, eine "dritte Option" anzubieten – die neben den beiden unternehmerischen KI-Platzhirschen OpenAI und Google fungiere und jedenfalls "mehr Gutes als Schaden" bringe. Zugleich versucht Musk gar nicht, seinen Unmut über OpenAI zu verbergen. Also just über jenes Unternehmen, das mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 erst jenen breitenwirksamen Hype rund um das Thema KI auslöste.

ChatGPT: "Trainiert, zu lügen"

OpenAI trainiere ChatGPT "zu lügen", sagt Musk nun über jenes Unternehmen, das er 2015 noch mitgegründet hatte. Schon drei Jahre später kam es allerdings zum Bruch und Musk zog sich aus dem Vorstand zurück. Ein Bericht von "Semafor" legt nahe, dass Musk OpenAI damals übernehmen wollte, weil man "weit hinter Google zurückgefallen" sei. Der heutige OpenAI-Chef Sam Altman und weitere Mitgründer sahen das anders und verhinderten den impulsiven Musk, der in Folge OpenAI im Unfrieden verließ. Heute gilt Microsoft als einflussreichster Eigentümer des KI-Spezialisten.

Ein weiterer Hintergrund der Musk'schen Kritik: Wieder einmal sieht der Tesla-Chef einen Angriff auf die Meinungsfreiheit. ChatGPT sei auf politisch korrekte Antworten getrimmt. Und damit eben nicht ehrlich, meint Musk.

Von TruthGPT selbst ist indes noch wenig sichtbar. Aber: Zumindest eine Firmenhülle mit dem Namen X.AI Corp. ließ Musk im US-Bundesstaat Nevada vergangenen Monat registrieren. Auch soll der Tesla-Lenker bereits potenzielle Mitarbeiter von Google abgeworben haben. Auf Investorenseite angle Musk dem Vernehmen nach bei Namen, die man von Tesla oder SpaceX kennt. Nicht zuletzt habe sich Musk bereits eine stattliche Anzahl an Nvidia-Grafikprozessoren gesichert, um die Entwicklung der KI aus eigenem Haus voranzutreiben.

TruthGPT und der Blick aufs Universum

Vorerst agiert Elon Musk aber lieber weiter auf der Metaebene. Und unterstreicht seine Vorbehalte gegenüber gängiger KI. Diese habe das "Potenzial zur Zerstörung der Zivilisation", sagt Musk. Bei TruthGPT soll das freilich alles anders sein. Primär, weil die Lösung größere Zusammenhänge besser verstehen müsse.

"Es ist unwahrscheinlich, dass eine Künstliche Intelligenz, die danach strebt, das Universum zu verstehen, die Menschheit auslöschen wird. Denn wir sind ein interessanter Teil des Universums", sagt Musk. Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Wobei: Zumindest eine Kleinigkeit könnte sich doch noch ändern. Nämlich der Name. OpenAI jedenfalls beantragte schon im Dezember ein Markenrecht auf "GPT".