Angesichts der dramatischen Preissteigerungen bei Lebensmitteln erleben die Diskonter zurzeit einen Höhenflug. Mit ihrer Konzentration auf preiswerte Produkte treffen sie den Nerv der Zeit. Da passt es gut, dass der Diskont-Erfinder Aldi in diesem Jahr ein wichtiges Jubiläum feiert. Vor 110 Jahren legte die Aldi-Gründerfamilie Albrecht den Grundstein für ihr Handelsimperium, das heute zu den zehn größten Einzelhandelsgruppen der Welt gehört.

Der Bäcker Karl Albrecht hatte wegen Bäcker-Asthma seinen erlernten Beruf aufgeben müssen. Er startete daher am 10. April 1913 in Essen einen "Handel mit Backwaren", in dem die Kunden noch persönlich von Verkäuferinnen bedient wurden: Selbstbedienung war zu dieser Zeit noch vollkommen unüblich.

Ursprungs-Aldi in Essen-Schonnebeck (2006)
Ursprungs-Aldi in Essen-Schonnebeck (2006) © Wikipedia

Daraus entstand eines der größten Handelsimperien der Welt. Die Schwesterunternehmen Aldi Nord und Aldi Süd sind heute nicht nur in Europa und Nordamerika, sondern sogar in Australien aktiv. Zusammen erwirtschaften sie einen Umsatz von fast 90 Milliarden Euro und beschäftigen weltweit rund 200.000 Menschen. In Österreich gehört Hofer zum Aldi-Imperium.

Aldi steht für Albrecht-Diskount

Albrechts Söhne Karl Junior und Theo Albrecht machten das Unternehmen groß. Nach dem Tod des Vaters übernahmen sie Verantwortung im elterlichen Geschäft und entwickelten das Discount-Konzept. Der erste Aldi-Markt – die Abkürzung steht für Albrecht-Diskont – wurde 1962 in Dortmund eröffnet, also vor gut 60 Jahren. Das Erfolgsrezept: kleines Sortiment, karges Ambiente, Tiefpreise. Der betriebswirtschaftliche Grundgedanke des Vertriebstyps: Diskont ist die Kunst des Weglassens.

Theo Albrecht verstarb 2010. Das Bild zeigt ihn nach seiner Freilassung. Am 17. Dezember 1971, am Fenster seiner Essener Villa, winkt er Fotografen und Kameraleuten zu. Albrecht war 1971 entführt worden. Sieben Millionen Mark Lösegeld wurden gezahlt
Theo Albrecht verstarb 2010. Das Bild zeigt ihn nach seiner Freilassung. Am 17. Dezember 1971, am Fenster seiner Essener Villa, winkt er Fotografen und Kameraleuten zu. Albrecht war 1971 entführt worden. Sieben Millionen Mark Lösegeld wurden gezahlt © dpa/Roland Scheidemann
Karl Albrecht verstarb 2014 mit 94 Jahren
Karl Albrecht verstarb 2014 mit 94 Jahren © APA/EPA/ALDI SUED

1961 beschlossen die Brüder, getrennte Wege zu gehen: Sie teilten das Unternehmen auf. Die nördlichen Filialen übernahm Theo, die südlichen Karl.

Hofer darf nicht Aldi heißen

In Österreich wurde 1967 die von Helmut Hofer im Jahr 1962 gegründete Filialkette Hofer mit damals 30 Filialen von Aldi Süd übernommen. Weil der Name Aldi in Österreich nicht nutzbar ist – er gehört der Firma Adel Lebensmittel Diskont-, firmiert sie als Hofer. Das Hofer-Logo, ursprünglich der weiße Schriftzug "Hofer" auf blauem Balken, wurde später um die zwei Linienscharen des Aldi-"A"s ergänzt und ähnelt damit heute dem Logo von Aldi Süd.

Die heutigen Filialen haben mit denen der Anfangszeit nur noch wenig gemein. Wo einst kaltes Neonlicht und Waren auf Holzpaletten das Ladenbild prägten, hat modernes Ladendesign Einzug gehalten. Neben den klassischen Eigenmarken finden sich auch bei Aldi immer mehr Markenartikel.

Blick in eine heutige Hofer-Filiale
Blick in eine heutige Hofer-Filiale © Hofer KG

Aldi Nord und Aldi Süd sind heute im Besitz von Familienstiftungen. Karl Albrecht gründete 1973 die Siepmann-Stiftung. Haupt-Begünstigte sind Familienangehörige von Beate Heister, Karls einziger Tochter. Für Aldi Nord wurden die Markus-Stiftung und später die Lukas- und Jakobus-Stiftung gegründet. Begünstigte sind hier die Nachkommen von Theo Albrecht.