Österreich müsse nach den hohen Staatsausgaben im Zuge der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise wieder auf einen Konsolidierungspfad zurückkehren, meinte der Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), Markus Stix, zu Wochenbeginn im Klub der Wirtschaftspublizisten. 2023 werde die Summe, die der Bund für Zinszahlungen ausgeben muss, sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ zum gesamten Budget erstmals seit 2012 wieder steigen.

Mit Blick auf die Ratingagenturen und deren Bewertung von Österreichs Bonität zeigte sich Stix besorgt. Österreich habe in den Augen der Agenturen im Vergleich zur "peer group" (also vergleichbaren Staaten) einen zu hohen Schuldenstand. "Man muss jetzt schon aufpassen, dass die Zinsaufwände nicht davon laufen", sagte Stix. Man müsse also Wege finden, um die Staatsschulden auch wieder abzubauen und so Vertrauen zu gewinnen.

Was Herabstufung weniger wahrscheinlich macht

Die Ratingagentur Fitch hatte im September einen negativen Ausblick für das Rating Österreichs gegeben und dies vor allem mit einer vergleichsweise hohen Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas argumentiert. Dass Österreich hier relativ gut durch den Winter gekommen sei, mache eine Herabstufung weniger wahrscheinlich, so der OeBFA-Chef, ohne aber Entwarnung zu geben.

Für 2023 plant die OeBFA Schulden in Höhe von über 74 Milliarden Euro am Markt aufzunehmen. Das sei der höchste Wert seit Beginn der zweiten Republik, so Stix. Von den 74 Milliarden Euro entfallen rund 45 Milliarden Euro auf Bundesanleihen, weitere 29 bis 31 Milliarden Euro sollen über kurzfristige Instrumente aufgenommen werden. Stand Ende 2022 belief sich die Gesamtschuld Österreichs auf 270,89 Milliarden Euro.

Zinsunterschied zu deutschen Anleihen gestiegen

Der OeBFA-Chef zeigte sich optimistisch, dass Österreich diese Mittel bekommen werde. Das aktuell höhere Zinsumfeld bringe Investoren zurück, die in den letzten Jahren wegen der niedrigen Zinsen ferngeblieben wären. Während die Republik 2021 bei der Schuldenaufnahme noch von einem durchschnittlichen annualisierten Zinssatz von minus 0,34 Prozent profitieren konnte, stieg dieser 2022 bereits auf im Schnitt plus ein Prozent.

Im Verlauf des vergangenen Jahres sei aber auch der Spread (Zinsunterschied) zu deutschen Staatsanleihen gestiegen. Für Stix lässt sich dies vorrangig auf die größere Liquidität der deutschen Staatspapiere zurückführen. In Krisenzeiten würden Investoren Finanztitel suchen, die sie schnell kaufen und verkaufen können. Das treffe vor allem auf die Anleihen großer Staaten wie Deutschland, Frankreich und Italien zu. Zudem würden sich viele Anleger in Krisen auf einige wenige Anleihen konzentrieren.

Grüne Anleihe als Erfolgsmodell

Ein weiterer Grund für den Zinsunterschied zwischen österreichischen und deutschen Anleihen sei, dass Österreich am Markt als besonders abhängig von russischem Gas und deshalb besonders vulnerabel angesehen wurde, sagte Stix am Montag. Die OeBFA habe deshalb im vergangenen Jahr auch Überzeugungsarbeit bei den Investoren leisten müssen, um deren Befürchtungen zu beschwichtigen.

Als Erfolg im vergangenen Jahr verbuchte Stix dann die erste Ausgabe einer grünen Anleihe. Man komme hiermit einer steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Finanzanlagen nach. Der OeBFA helfe dies, sich auf breitere Beine zu stellen und neue Investoren zu lukrieren, in Zeiten, in denen sich die Europäische Zentralbank (EZB) verstärkt vom Anleihenmarkt zurückziehe.