Nach dem Ende der staatlichen Corona-Hilfen ist die Zahl der Firmeninsolvenzen nicht nur in Österreich, sondern auch in Kärnten wieder gestiegen. Laut Jahresstatistik des AKV Europa gab es 2022 einen Anstieg um 70 Prozent auf 252 Firmeninsolvenzen im Vergleich zu 2021. Davon wurden 111 am Landesgericht Klagenfurt eröffnet und 141 Verfahren mangels Masse abgewiesen. Der Anstieg erscheint dramatisch, relativiert sich jedoch durch den Vergleich zum letzten normalen Insolvenzjahr 2019, in dem 340 Pleiten also um 26 Prozent mehr verzeichnet wurden.

Kritisch merken die AKV-Experten an, dass die Bereitschaft der Unternehmen, ihre Zahlungsunfähigkeit einzugestehen, abgenommen habe, was sich in einer Zunahme der haftungsrechtlichen Verletzungen niederschlägt. 75 Prozent der Verfahren wurden über Gläubigerantrag eingebracht. Bedenklich sei, wie Beatrix Jernej vom Alpenländischen Kreditorenverband betont, auch die Zunahme der mangels Masse abgewiesener Konkurse um 90 Prozent. In diesen Fällen haben die Firmen nicht einmal mehr 4000 Euro, um die Insolvenz-Verfahrenskosten abzudecken. "Das sind zum Teil auch Unternehmen, die eigentlich schon vor der Pandemie zahlungsunfähig waren", sagt Jernej.

Strafrechtliche Ermittlungen

Die Gesamtsumme der Schulden ist von 87,4 Millionen Euro im Jahr 2021 auf rund 56 Millionen Euro 2022 gesunken. Der größte Firmenkonkurs betraft die Villach Luxusauto-Firma Hispano Suiza Engineering mit 4,274 Millionen Euro Schulden. Im Sommer hatte der Masserverwalter Strafanzeige erstattet wegen des Verdachtes auf geschäfts- und kreditschädigendes Verhalten und betrügerische Krida erstattet. "Die strafrechtlichen Ermittlungen sind noch im Gange", sagt Jernej. 

Der zweitgrößte Konkurs betraf die Innerkremser Seilbahnengesellschaft mit 3,29 Millionen Euro Verbindlichkeiten, gefolgt von der MCM Musil GmbH, J&M Maschinenbau GmbH und Bausatz Fenster und Türensysteme.

Am meisten Dienstnehmer waren mit 42 Personen bei der Insolvenz von der Schieder Bäckerei GmbH betroffen. Im Herbst meldete auch die Bäckerei Marinitsch Der Sonnenbäcker GmbH, die mit der Schieder Bäckerei verflochten war, Insolvenz an. "In beiden Unternehmen sind der gleiche Geschäftsführer und Gesellschafter und die Insolvenzen werden wohl hinsichtlich Malversationen überprüft", meint die AKV-Expertin.

Privatinsolvenzen

Im Bereich der Privatinsolvenzen gibt es in Kärnten im Vergleich zu 2021 einen Anstieg um rund sieben Prozent auf 593. Damit ist die Anzahl der Privatinsolvenzen des Jahres 2019 noch nicht erreicht, in dem es 759 Schuldenregulierungsverfahren gab.