Ein Liter Superbenzin kostete am Montag an heimischen Tankstellen durchschnittlich 1,715 Euro, ein Liter Diesel 1,937 Euro und somit unter 2 Euro – jene Marke, die Diesel nach Einführung der CO₂-Steuer am 1. Oktober zwischenzeitig durchbrochen hatte. Dass der Preis für Sprit an den Zapfsäulen sinkt, liegt in erster Linie an den Rohölpreisen, die an den Börsen nachgaben – auf zuletzt deutlich unter 100 Dollar je Fass.

Gehandelt wird Rohöl in Dollar. Über Monate verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar jedoch an Boden, was den Import von Rohöl bzw. Treibstoffen, die in Dollar gehandelt werden, verteuerte. Zuletzt konnte der Euro gegenüber dem Dollar aber vier Prozent zulegen.

Die Flaute der Weltwirtschaft, gepaart mit der Sorge vor einer weltweiten Rezession, sowie die Folgen harter Coronamaßnahmen in China wirken dämpfend auf die globale Nachfrage für Öl. Eine Gemengelage, die den Ölpreis drückt.

"Wäre weitaus mehr drin"

Dass dieser Umstand an den Tankstellen nicht in ausreichendem Maße ankommt, kritisiert Martin Grasslober, der Leiter der Verkehrswirtschaft beim ÖAMTC. Während der Preis für Diesel innerhalb einer Woche um 9 Cent sank, legte der Benzinpreis nur 2 Cent ab. Blickt man drei Wochen zurück, wurde Diesel um 13 Cent, Benzin um 5 Cent billiger. "Speziell beim Diesel wäre angesichts der Rohölpreise weitaus mehr drin."

Der ÖAMTC-Experte kritisiert, dass nicht mehr der Preis für Rohöl, sondern die Kosten für "zwischengeschaltete" Produkte die Preise an den Zapfsäulen bestimmten. Das bestätigt Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Mineralölindustrie. "Die Kraftstoffpreise hängen in erster Linie von den Produktpreisen an den internationalen Börsen ab – diese haben sich in den letzten Monaten sukzessive von den Rohölpreisen entkoppelt." Ukrainekrieg, Ölembargos und Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage führten zu stark steigenden Preisen.

"Politik muss dem einen Riegel vorschieben"

Laut Grasslober sorge die undurchsichtige Preisgestaltung für Fertigprodukte dafür, dass die Konsumenten zur Kasse gebeten werden. "Die Politik muss dem einen Riegel vorschieben und dafür sorgen, dass die Märkte gut und transparent funktionieren." Laut Doloszeski orientieren sich die Beschaffungsverträge der Mineralölunternehmen an den "Rotterdamer Notierungen", Preiserhöhungen bzw. -senkungen würden "nach einem kürzeren Marktbeobachtungszeitraum an die österreichischen Konsumenten weitergegeben".

"Preise sanken spürbar"

Die angespannte Lage beim Diesel habe sich indes beruhigt, sagt Doloszeski. Das Angebot an Diesel sank zuvor kräftig: Reduzierte Importe aus Russland, Niedrigwasser am Rhein, das die Logistik erschwert, sowie steigende Nachfrage wegen der Umstellung von Gas auf Öl in Unternehmen trieben die Preise. Mit der Wiederinbetriebnahme in Schwechat habe sich die Versorgungslage gebessert, die Preise sanken "spürbar". Bei einem aktuellen Vergleich der Netto-Benzinpreise liege Österreich im unteren Drittel an 20. Stelle, bei Netto-Dieselpreisen im Mittelfeld auf Rang 15.