Der deutsche Gasnetzbetreiber Uniper ist aufgrund langfristiger Gaslieferverträge in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Nun springt der deutsche Staat ein und übernimmt 30 Prozent des Unternehmens.

Grund für die Turbulenzen sind die ausbleibenden russischen Gaslieferungen. Uniper muss zur Erfüllung seiner Verträge teureres Gas am Markt einkaufen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Nach Aussagen von Firmenchef Klaus-Dieter Maubach erfährt Uniper tägliche Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Außerdem hat das Unternehmen vergangene Woche begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speicherkapazitäten zu entnehmen. Auch dies geschehe aus Liquiditätsgründen und zur Erfüllung von Verträgen.

Uniper ist durch eine Abspaltung des Energieunternehmens E.On entstanden und umfasst die konventionelle Stromerzeugung mit Kohle und Gas sowie den Energiehandel. Seit März 2020 gehört das Unternehmen mehrheitlich dem staatlichen finnischen Energiekonzern Fortum. Allerdings sind die Finnen nicht bereit, Uniper mit frischen Geldmitteln auszustatten, weshalb nun die Regierung in Berlin einspringen muss.

Wandelanleihe

Der Staat zahlt 267 Millionen Euro für 30 Prozent an Uniper und zeichnet eine Pflichtwandelanleihe über 7,7 Milliarden Euro, die später in echtes Eigenkapital umgewandelt wird. Der Preis für die neuen Aktien liegt mit je 1,70 Euro bei weniger als einem Fünftel des Börsenkurses. Die Uniper-Aktie stieg zunächst um 4 Prozent auf 11 Euro, drehte dann aber ins Minus und verlor rund 14 Prozent auf 9 Euro. Damit kann der Staat - wie schon bei der Lufthansa-Rettung in der Coronakrise - von einer Erholung des Unternehmens später finanziell profitieren. Bis zu einer Höhe von 4 Milliarden Euro kann Fortum seine der deutschen Tochter gewährten Darlehen in Pflichtwandelanleihen tauschen. Fortum hatte eine weitere finanzielle Unterstützung von Uniper abgelehnt, womit das Unternehmen das Investmentgrade-Rating der Agentur S&P zu verlieren drohte.

Insgesamt stehen Uniper damit 9 Milliarden Euro Kredite von der KfW zur Verfügung. Notfalls könnte die Staatsbank auch weiteres Geld nachschießen, wenn Uniper mit den Gaskäufen mehr als 7 Milliarden Euro Verlust machen müsste. Die EU-Kommission muss dem Rettungspaket noch zustimmen. Uniper muss zudem seine Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung mit ins Boot holen. Sie müssen der rettenden Kapitalerhöhung zustimmen.

Fortum betonte, der Konzern bleibe auch nach dem Einstieg des deutschen Bundes Mehrheitseigner bei Uniper. Der Fortum-Anteil von derzeit noch 80 Prozent an Uniper werde bei der ersten Kapitalzuführung auf 56 Prozent verwässert. "Fortum bleibt damit Mehrheitsaktionär und wird Uniper weiterhin als Tochtergesellschaft konsolidieren", betonte der Konzern, der mehrheitlich vom finnischen Staat kontrolliert wird. "Wir erleben eine noch nie dagewesene Energiekrise, die drastische Maßnahmen erfordert", sagte Fortum-Chef Markus Rauramo. Für Fortum sei es auch wichtig zu unterstreichen, "dass die jetzt gefundene Lösung über die bereits (für Uniper) bereitgestellten acht Milliarden Euro hinaus kein zusätzliches Kapital von Fortum erfordert."