Die europäischen Leitbörsen sind am Donnerstag tiefrot aus dem Handel gegangen. Negative Vorgaben lieferten bereits am Vorabend die US-Börsen mit einer Talfahrt an der Wall Street. Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,36 Prozent auf 3.640,55 Zähler. Der DAX in Frankfurt schloss bei 13.882,30 Punkten und minus 0,90 Prozent. Der FTSE-100 der Börse London fiel um 1,82 Prozent und steht nun bei 7.302,74 Stellen.

Die Wiener Börse hat den Handel am Donnerstag mit leichten Kursgewinnen beendet. Der heimische Leitindex ATX schloss um 0,19 Prozent höher auf 3.205,92 Einheiten, der breiter gefasste ATX Prime legte um 0,07 Prozent auf 1.612,01 Zähler nach. Der Schweizer SMI verlor 2,33 Prozent.

Erwarteter Zinsschritt belastet

Nach den Erholungsansätzen in der ersten Wochenhälfte bedeutet der erneute Rückschlag bei den Kursen eine kalte Dusche für die Märkte. Schienen sich Börsen zuletzt einigermaßen mit den erwarteten US-Zinserhöhungen arrangiert zu haben, weckten die jüngsten US-Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse wieder Rezessionsängste.

"Die gestrigen US-Häusermarktdaten und schlechte Quartalszahlen haben den US-Aktienmärkten den Stecker gezogen", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect die jüngste Entwicklung. "Es verstärkt sich ein sehr unangenehmes Konjunkturbild in den USA. Auf der einen Seite hat sich die US-Notenbank die Inflationsbekämpfung auf die Fahne geschrieben und auf der anderen Seite deutet sich eine merkliche Konjunkturabkühlung in den USA an." Damit seien Befürchtungen wieder da, die Währungshüter könnten die US-Wirtschaft abwürgen, fügte Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets hinzu.

Hinzu kommt, dass auch aus den Kreisen der Europäischen Notenbank diejenigen Stimmen immer lauter werden, die einen strikteren Kurs fordern. "Beinahe täglich melden sich führende EZB-Vertreter zu Wort, um den Märkten gegenüber Handlungsbereitschaft angesichts hoher Inflation zu signalisieren", so die Landesbank Baden-Württemberg.

Trübe Konjunkturaussichten

Die US-Börsen haben sich am Donnerstag im Verlauf erneut mehrheitlich in der Verlustzone präsentiert, nachdem es am Vortag stark hinab gegangen war. Gegen 18.45 Uhr verlor der Dow Jones Industrial Index 1,02 Prozent auf 31.170,33 Zähler, nachdem er am Vortag um satte 3,6 Prozent abgerutscht war und damit das stärkste Minus seit 2020 verbucht hatte.

Der S&P-500 Index gab 0,60 Prozent auf 3.900,14 Zähler ab. Der Nasdaq Composite Index hielt sich mit plus 0,08 Prozent stabil bei 11.427,44 Einheiten. Hier betrug der Abschlag zur Wochenmitte beachtliche 4,7 Prozent.

Auch jüngste US-Konjunkturdaten enttäuschten. So hat sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Mai überraschend deutlich eingetrübt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen in der vergangenen Woche höher als erwartet aus.