Die Kollektivvertragsverhandlungen in der Elektro- und Elektronikindustrie sind auch am Dienstag ohne Ergebnis geblieben. Daher werden am 28. und 29. April sowie am 2. Mai Betriebsversammlungen statt finden, um die Beschäftigten über den aktuellen Stand der Verhandlungen zu informieren, kündigte die Gewerkschaft am Dienstagabend an.

"Wird bis 10. Mai kein Abschluss erzielt, finden ab 11. Mai Warnstreiks statt", hieß es weiter. In der dritten KV-Runde am Dienstag wurden die Arbeitgeber seitens der Gewerkschaft von einer Forderung in Höhe der Metallindustrie konfrontiert, was einem Plus von 5,15 Prozent entsprechen würde, wie Chefverhandler Wolfgang Hesoun.

Mit 3,9 Prozent Angebot habe die Arbeitgeberseite Augenmaß im Rahmen der derzeitigen wirtschaftlichen Möglichkeiten bewahrt, so Hesoun. Denn der Metallindustrie-Abschluss im Vorjahr habe unter völlig anderen Perspektiven stattgefunden und sei mit der heutigen Situation nicht vergleichbar. Neben Elektro- und Elektronikindustrie wurde am Dienstag auch in der Papierindustrie um einen neuen KV gerungen.

Gewerkschaft kämpferisch

Zuvor hatten sich die Gewerkschaften PRO-GE und GPA kämpferisch gegeben und ihre Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt aufrechterhalten. Sie verweisen auf volle Auftragsbücher und die hohe Inflation, die Arbeitgeber wiederum auf die hohen Energiekosten und die Lieferkettenprobleme.

PRO-GE-Chef und SPÖ-Industriesprecher Rainer Wimmer legte heute im "Ö1-Morgenjournal" Wert darauf, dass es die Arbeitgeber waren, die die Produktion gegen den Willen der Arbeitnehmer ins Ausland verlagert haben. Und das aus "reiner Profitgier". "Und nun schreien sie nach dem Staat", so Wimmer. Weiters kritisierte er, dass die Arbeitgeber immer nur von den Kosten sprechen würden, aber nicht von ihren Gewinnen.

"Einmalzahlung kein Ersatz für prozentuelle Erhöhung"

Einmalzahlungen, wie sie Arbeitgebervertreter vorgeschlagen haben, seien zwar willkommen, aber keinesfalls ein Ersatz für eine signifikante prozentuelle Erhöhung der Löhne und Gehälter – denn nur diese sei nachhaltig, anderweitig würden die Arbeitnehmer "Tausende Euro verlieren", betonte Wimmer.

Auf Seiten der Arbeitgeber wiederum gibt es einen Appell zur Sachlichkeit. "Die jetzige Situation ist ernst und verträgt kein Säbelrasseln. Viele Betriebe stehen aufgrund des hohen Kostendrucks gerade mit dem Rücken zur Wand", so zuletzt Siegfried Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer.

Auch chemische Industrie verhandelt noch

Ausstehend ist auch noch eine KV-Einigung in der chemischen Industrie, hier wird am 3. Mai weiterverhandelt. Die Frühjahreslohnrunde in der Industrie betrifft rund 130.000 Beschäftigte, die Lohnerhöhungen gelten ab Mai. Deutlich größer ist die Herbstlohnrunde, die jeweils von den Metallern eingeläutet werden.

Zur Ausgangslage: Traditionell gilt als Verhandlungsbasis für die jährlichen Kollektivverträge die Teuerung der vergangenen zwölf Monate, diese lag bei 3,5 Prozent. Aktuell beträgt die Steigerungsrate 6,8 Prozent. Bei etlichen kleineren Branchen wurden heuer bereits KV-Abschlüsse erzielt, diese lagen meist zwischen 3,5 und 4 Prozent. Im vom Personalmangel besonders betroffenen Hotel- und Gastgewerbe lag der Lohnzuwachs beispielsweise bei 3,7 Prozent.