Ein seit Monaten anhaltender Machtkampf unter den Generali-Aktionären um die Führung des italienischen Versicherungskonzerns fordert ein prominentes Opfer. Luciano Cirinà, der die CEE-Holding mit Sitz in Prag leitet, zu der auch Österreich ressortiert, ist am Mittwoch suspendiert worden. Ersetzt wird der Manager, der seit 30 Jahren bei dem Konzern unter Vertrag steht, interimistisch mit dem CEO von Generali Deutschland, Giovanni Liverani, wie das Unternehmen mitteilte.

Während der Suspendierung werden alle Verpflichtungen im Zusammenhang mit Cirinàs Arbeitsverhältnis gültig bleiben, versicherte der Konzern. Bei der Hauptversammlung von Generali am 29. April wird ein neuer Verwaltungsrat gewählt. Um die neue Führung des Unternehmens tobt seit Wochen ein heftiger Streit unter den Aktionären des Triester Versicherungskonzerns.

Luciano Ciriná
Luciano Ciriná © Markus Traussnig

Cirinà wurde als neuer CEO vorgeschlagen

Cirinà wurde von Minderheitsaktionären um den römischen Bauunternehmer Francesco Gaetano Caltagirone und um den Brillenproduzenten Leonardo Del Vecchio als neuer Generali-CEO vorgeschlagen. Die Minderheitsaktionäre, die zusammen circa 16 Prozent des Generali-Kapitals kontrollieren, legten eine Liste aus 13 Aufsichtsratskandidaten vor, an deren Spitze als neuer Chairman der Ex-Goldman-Sachs-Banker und frühere Präsident der mehrheitlich staatlichen italienischen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), Claudio Costamagna, stehen soll.

Antonella Mei-Pochtler Kandidatin für Verwaltungsrat

Die von Caltagirone vorgelegte Liste besteht, mit Ausnahme von ihm selbst, mehrheitlich aus unabhängigen Kandidaten, darunter sechs Frauen und sieben Männer. Die Liste ist als Alternative zu jener des Großaktionärs Mediobanca gedacht. Andrea Sironi, Chairman der Borsa Italiana, soll dem scheidenden Gabriele Galateri di Genola folgen, der sein Amt mit Ablauf der Aktionärsversammlung niederlegen will. Der neue Verwaltungsrat um Mediobanca soll jünger und unabhängiger als der bisherige sein und mehrheitlich weiblich. Zu den Kandidaten zählt auch die österreichische Unternehmensberaterin Antonella Mei-Pochtler, Ex-Leiterin der Strategie-Stabsstelle Think Austria" im Wiener Kanzleramt, die schon seit 2019 im Generali-Board sitzt.

Antonella Mei-Pochtler
Antonella Mei-Pochtler © Erwin Scheriau

Cirinà stelle Entwicklungsplan vor

Bei der Hauptversammlung bestimmt die Liste, die die Mehrheit erhält, neun der 13 Posten im Verwaltungsrat. Die zweitplatzierte Liste darf drei Vertreter in das Gremium entsenden, die dritte einen. Cirinà stellt bei einer Pressekonferenz am Freitag in Mailand namens seiner Aktionärsgruppe einen Entwicklungsplan für den Konzern vor. Seit 2013 leitete er die CEE-Holding leitet, davor war er ab 2007 Generali-Österreich-Chef in Wien.