Der Eigentümer der insolventen MV Werften, Genting Hongkong, wird wohl einen Insolvenzantrag stellen, wie in einer Aussendung bekannt gemacht wurde. Die Aktien werden vom Handel ausgesetzt.

„Im Lichte der Finanzsituation des Konzerns – falls das Unternehmen nicht noch glaubwürdige Angebote für eine solvente, einvernehmliche und wechselseitig bedingte Sanierungslösung erhält – wird der Vorstand möglicherweise eine vorläufige Liquidierung des Unternehmens beim zuständigen Gerichtshof in Bermuda einreichen“, hieß es in einer Nachricht an die Investoren am Dienstag. Der Vorgang ist mit einer Insolvenz vergleichbar.

Keine Kreditlinien

Am Vortag hatte das Landgericht in Schwerin den Eilantrag von Genting zur Auszahlung eines Darlehens des Landes Mecklenburg-Vorpommern abgelehnt. Der Konzern habe nicht hinreichend darlegen können, dass er ohne die Auszahlung der 78 Millionen Euro in einer existenziellen Notlage sei, sagte die Richterin. Um eine einstweilige Verfügung vor der Entscheidung in der Hauptsache zu erlangen, müsse eine solche existenzielle Notlage aber vorliegen.

Das Land hatte Genting Hongkong den Kredit gewährt, um eine für 2024/25 prognostizierte Liquiditätslücke bei dem Konzern perspektivisch zu schließen. Genting meldete die Auszahlungsnotwendigkeit jedoch schon im Dezember 2021 an, weil bereits eine Liquiditätslücke klaffe. Das Land verweigerte die Auszahlung des Kredits – unter anderem mit der Begründung, dass die Zukunft der MV Werften nicht gesichert sei. Am Montag, dem 10. Jänner, meldete Genting dann Insolvenz für die MV Werften an.

Banken verweigern Auszahlung

Neben dieser Gerichtsentscheidung verwies Genting am Dienstag auch auf andere Versuche, kurzfristig Geldmittel aufzutreiben, inklusive einer Liquiditätsreserve von 81 Millionen US-Dollar (71 Millionen Euro), die ebenfalls Teil der Finanzierungsvereinbarung des Kreuzfahrtschiffes „Global Dream“ sei. „Bisher hat keine der beteiligten Banken einer Auszahlung zugestimmt“, teilte das Unternehmen mit.

Zudem hieß es, dass vier der Verwaltungsratsmitglieder als unabhängige, nicht-geschäftsführende Direktoren zurückgetreten seien. Gründe dafür wurden nicht genannt, es gebe jedoch keine Unstimmigkeiten mit dem Vorstand.

Kreuzfahrtbranche eingebrochen

Hintergrund der bevorstehenden Pleite ist die Krise am Kreuzfahrtsektor infolge der Pandemie. So ist die Zahl der Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen in der Europäischen Union im Coronajahr 2020 massiv eingebrochen. So starteten 2020 in der EU insgesamt rund 530.000 Passagiere eine Kreuzfahrt, das waren um 93 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das deutsche Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. 2019 hatte die Kreuzfahrtindustrie noch eine Rekordpassagierzahl verzeichnet – 7,4 Millionen Menschen bestiegen damals ein Kreuzfahrtschiff.

2019 war damit der Höhepunkt eines lang anhaltenden Trends – im Jahr 2014 machten lediglich knapp 4,8 Millionen Menschen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff. Die meisten Urlauber kamen 2020 in Spanien an Bord, hier starteten 42 Prozent der Passagiere ihre Reise.