Die Lieferengpässe treffen nicht nur die Produktion, sondern auch den Handel. Die Planungsunsicherheit beim Lagerstand ist durch die Pandemie immens gestiegen. Nun dürfte es im laufenden Quartal zu "moderaten Preissteigerungen" kommen, so der Handelsverband. Zudem drohen bei gewissen Produktgruppen zu Weihnachten Lieferengpässe.

"Corona führt weiterhin zu massiven Verwerfungen in den Lieferketten. Acht von zehn Händler kämpfen mit Lieferverzögerungen", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Dienstag in einer Aussendung. Die Ursachen seien vielschichtig. "Die großen Zwischenlager wurden in den ersten drei Wellen abgebaut. Der Containermangel in Fernost hält an, höhere Input-Kosten und der Nachfrage-Anstieg halten die Rohstoffpreise auf hohem Niveau. Engpässe bei Vorlieferanten sind nach wie vor auf covidbedingte Verzögerungen in internationalen Fabriken zurückzuführen. Die Preise für Container haben sich teilweise verachtfacht."

Viertes Quartal besonders wichtig

Der Hauptgrund bestehe in den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. In Europa laufe die Produktion teilweise noch immer nicht auf Hochtouren, sagte Handelsverband-Geschäftsführer. Aus Asien komme weniger Nachschub als üblich, weil die Produkte zuerst im eigenen Land verkauft würden und die internationalen Zentrallager seien teilweise leer.

"Der steigende 'IoT-Trend', also der Wunsch, möglichst viele Geräte smart zu bedienen und zu vernetzen, aber auch pandemiebedingte Auftragsstornos zu Jahresbeginn spitzen den globalen Mikrochip-Mangel zu", so Will weiter. Die Verbraucher hätten ihr Geld während der Pandemie aber auch nicht für Auslandsreisen, Restaurantbesuche oder Hotels ausgeben können. "Daher haben viele in die Verschönerung der eigenen vier Wände investiert - Stichwort Cocooning bzw. Balkonien."

Nun läuft das für Handels-Umsatz und -Ergebnis besonders wichtige vierte Quartal. Schwächere Monate sowie teilweise die coronabedingten finanziellen Einbußen durch Abverkäufe, Sonderangebote und insbesondere Kampagnen im Rahmen des "Black Friday" kompensieren, so der Handelsverband. Welche Produkte bei den anstehenden, aus Amerika nach Europa gekommenen Sondereinkaufstagen im November (Singles Day, Black Friday, Cyber Monday) und zu Weihnachten am schwierigsten erhältlich sein werden, lasse sich aber kaum abschätzen.

Breite Palette betroffen

"Auszugehen ist jedoch davon, dass die Beschaffungskrise die gesamte Bandbreite an Waren aus Asien betrifft, insbesondere Spielzeug, Laptops, Spielekonsolen, TV-Geräte, Waschmaschinen, Fahrräder und E-Bikes", erwartet der Handelsverband. "Auch bei Möbeln, Baubedarf, Schuhen und Dekoartikeln gibt es zurzeit vielfach längere Produktions- und Lieferzeiten. Besonders betroffen ist überdies der Handel mit Autos und Autozubehör. Die Lieferzeiten sind je nach Modell und Marke ganz unterschiedlich, auf manche Produkte gibt es Wartezeiten von 6 Monaten bis zu 2 Jahren." Eine Normalisierung sei in den kommenden Monaten nicht zu erwarten, moderate Preissteigerungen im laufenden Quartal sind laut Handelsverband "kaum vermeidbar". Will verspricht: "Der österreichische Handel arbeitet intensiv und laufend daran, die Engpässe bestmöglich auszugleichen." Wer für Weihnachten plane, Elektronik oder Haushaltsgeräte zu verschenken, solle sich die Präsente aber jedenfalls möglichst frühzeitig besorgen.

62 Prozent der Händler waren zuletzt laut einer repräsentativen Befragung von Handelsverband und des Beraters EY mit einer Steigerung des Lagerstandes konfrontiert. 78 Prozent haben mit Lieferverzögerungen oder Lieferantenausfällen zu kämpfen. Betroffen von Engpässen sind der stationäre und der digitale Handel.