Es braucht echte Muskelkraft, um am Fahrrad einen Berg zu erklimmen oder auf der geraden Strecke mit mehr als 20 km/h zu fahren. Oder einen Elektromotor. Der E-Bike-Boom ist in Europa ungebrochen, zeigt eine Untersuchung der Beratungsfirma Deloitte. Und Österreich ist hier keine Ausnahme. 2020 verfügten 41 Prozent der verkauften Fahrräder in Österreich einen elektrischen Zusatzmotor.

Gründe für den Kauf von E-Radln sind laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens die Motivation zum Sporteln und ein wachsendes Gesundheits- und Nachhaltigkeitsbewusstsein in Österreich. Was auffällt: Während in vielen Branchen der Online-Handel stark wächst, wollen die Österreicher beim Kauf des E-Bikes Beratung.

Daher wird der stationären Handel bevorzugt. Es geht ums Testen, die Beratung im Geschäft und spätere Servicemöglichkeiten, die hier das Online-Einkaufen tendenziell ausstechen. 750 Menschen wurden in Österreich befragt und knapp 90 Prozent gaben an, ihr E-Bike bevorzugt in einem lokalen Geschäft kaufen zu wollen.

"E-Bikes werden zwar weiter im Trend bleiben, in den nächsten Jahren wird es aber zu einer ersten Marktsättigung kommen", glaubt Deloitte-Managerin Anneliese Klena-Egger. Auch die andauernde Covid-19-Krise müsse in die Marktprognose miteinbezogen werden. "Durch die Pandemie hat die Branche mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Doch für weiteres Wachstum ist eine funktionierende Lieferkette entscheidend - das ist aktuell die größte Herausforderung für die Hersteller", sagt die Fachfrau.

Engpässe bis 2023

Tatsächlich werde das Problem mit den Lieferengpässen so schnell auch nicht vorbeigehen, sagt Marc Gerhardinger von Intersport Austria. "Wer sich heute ein E-Bike aus dem Katalog bestellt muss sechs bis zehn Monate warten." Dieser Zustand werde wohl noch bis 2023 anhalten, ist der E-Bike-Experte überzeugt. Im Handel gäbe es derzeit allerdings durchaus genug Fahrräder, elektrisch und normal. "Kunden, denen Marke oder die Farbe egal ist, finden Räder."

Wichtig sei, dass das Fahrrad an die Größe und Gewicht des Besitzers angepasst ist und auch der gewünschten Nutzung entspricht. "Wer nur in der Stadt fährt, benötigt kein Mountainbike mit breiten Reifen." Und auch wenn es keine offizielle Helmpflicht gibt, so empfiehlt etwa der ÖAMTC einen passenden Helm gleich mitzukaufen. Allein die im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern höhere Geschwindigkeit kann bei Unfällen schwere Verletzungen zur Folge haben.

Eine Marktsättigung sieht Gerhardinger angesichts der laufenden Klimadiskussionen im Gegensatz zu den Deloitte-Experten übrigens nicht. "Der Trend zum Fahrrad ist noch lange nicht vorbei", sagt der Intersport-Manager.