Die Teuerungsrate in den USA ist auf ohnehin schon hohem Niveau überraschend noch weiter angestiegen. Die Inflationsrate kletterte im Juni um 5,4 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Befragte Experten wurden auf dem falschen Fuß erwischt, da sie mit einem leichten Rückgang auf 4,9 Prozent gerechnet hatten. Im Mai hatte die Teuerungsrate 5,0 Prozent betragen.

"Noch ist der Inflationsspuk nicht vorbei", sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Derzeit sorgten vor allem Energiepreise, aber auch coronabedingte Nachholeffekte für anhaltenden Inflationsdruck. Doch all diese Einflussfaktoren seien nicht von Dauer und würden bald an Antriebkraft verlieren.

Notenbank-Chef signalisiert Geduld

Auch die US-Notenbank Fed geht davon aus, dass die anziehende Inflation ein vorübergehendes Phänomen bleibt. Denn im Vorjahresvergleich ergeben sich wegen des Konjunktureinbruchs im Jahr 2020 hohe Preissteigerungsraten. Die Fed stützt die Wirtschaft weiter mit monatlichen Geldspritzen von 120 Milliarden Dollar (rund 100 Milliarden Euro). Sie will an den Anleihekäufen festhalten, bis substanzielle Fortschritte bei der Preisstabilität und der Arbeitslosigkeit erreicht sind.

Trotz der rasant gestiegenen Inflation hat Fed-Chef Jerome Powell signalisiert, an der Zinsfront Geduld zu bewahren. Er wird bei Kongressanhörungen in den beiden kommenden Tagen erneut Gelegenheit haben, seine Position zu erläutern. Angesichts der längst nicht ausgestandenen Krise hält die Fed den Leitzins in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Allerdings signalisierten die Währungshüter, dass es 2023 eine Erhöhung geben könnte.

Zuletzt ist in der Fed zudem eine Debatte über ein künftiges Herunterfahren der Konjunkturhilfen in Gang gekommen. Sie will dabei auch für den Fall gerüstet sein, dass man sich den Zielen des Programms schneller nähern sollte als gedacht. Mehrere Teilnehmer der jüngsten Fed-Zinssitzung rechneten angesichts des Aufschwungs etwas früher als bisher damit, dass die Bedingungen für einen Einstieg in den Ausstieg der ultra-laxen Geldpolitik gegeben sein dürften.