Die Zinsflaute bekommen die Kunden jetzt auch beim Neuabschluss einer privaten Krankenversicherung zu spüren. Weil die Finanzmarktaufsicht den Versicherungen durch eine Empfehlung im Vorjahr dringend nahe gelegt hatte, ihre Rechnungszinsen Anfang Juli zu senken, werden die Produkte auf breiter Front teurer.

Jahrzehnte lang lag der Rechnungszinssatz, zu dem die Versicherungen ihre Deckungsrückstellungen verzinsen, bei drei Prozent. 2014 begann der Reigen der schrittweisen Senkungen. Mit Juli ist mit 0,5 Prozent - nach einem Prozent seit 2018 - schon bald die Nulllinie erreicht.

Interesse gestiegen, Kosten im Fokus

Für eine junge Familie erwartet Durchblicker-Chef Reinhold Baudisch durch die Prämienerhöhungen um bis zu fünf Prozent (150 bis 200 Euro) Mehrbelastung pro Jahr. Bereits jetzt seien die Kosten einer privaten Zusatzversicherung mit 3000 bis 4000 Euro jährlich für eine vierköpfige Familie beträchtlich. „Mit der neuerlichen Verteuerung können sich womöglich noch weniger Leute eine zusätzliche Privat-Krankenversicherung leisten“, sagt Baudisch. Eine Umfrage seines Unternehmens vom Jänner zeige, dass für 58 Prozent der Österreicher eine private Krankenversicherung zu kostspielig sei.

Grundsätzlich sei das Interesse an privaten Krankenversicherungen in der Pandemie allerdings gestiegen. Die Preisunterschiede bewegen sich dem Preisportal zufolge zwischen rund 300 Euro bei Einzelpersonen, rund 1160 Euro bei Paaren und bis zu 839 Euro bei einer Familie mit zwei kleinen Kindern.