Die Diskonter Penny und Hofer ziehen sich aus dem Verkauf von Feuerwerkskörpern zurück, informierten die Unternehmen Mitte April fast zeitgleich. Die Begründung mit dem Tier- und dem Umweltschutz (Feinstaub und Lärm) trifft den Zeitgeist, und doch fand die Entscheidung der beiden Handelsketten wenig Beachtung. Silvester ist weit weg.

Nicht einmal die betroffene Pyrotechnikbranche schreit auf. Kein Wunder, sie wird seit Jahren kleiner. Pinto Feuerwerk in Aggsbach (NÖ) ist aktuell der letzte Hersteller von Feuerwerkskörpern in Österreich - nachdem Hans Matthias Liebenwein im Kärntner Meiselding (Gemeinde Mölbling) die Produktion vor drei Jahren eingestellt hat. Bis dahin hatte Liebenweins Unternehmen, das er in dritter Generation führt, 35 Mitarbeiter, nun sind es noch fünf.

Dass Penny aussteigt, trifft Liebenwein, der die Rewe-Tochter beliefert hat, unmittelbar. "Seit Jänner wurde verhandelt", berichtet Liebenwein der Kleinen Zeitung, "schlussendlich hat Penny wegen der Debatten um den Feinstaub und den Tierschutz entschieden, keine Feuerwerkskörper mehr zu verkaufen." Zum Zeitpunkt sagt Liebenwein: "Importeure und Lieferanten müssen ihre Aufträge Anfang März in China platzieren, sonst geht es sich zeitlich bis Silvester nicht mehr aus."

Hans Matthias Liebenwein
Hans Matthias Liebenwein © Liebenwein

Existenzbedrohend

Für ihn, erklärt Liebenwein, der auch Präsident des Verbandes der österreichischen Pyrotechnik und Funktionär in der Wirtschaftskammer ist, sei der Rückzug des Handels existenzbedrohend. Einst war die Handelskette Lidl größter Abnehmer des Kärntner Betriebes, doch Lidl beendete den Verkauf von Pyrotechnik bereits 2016. Verschärfend kommt hinzu, dass wegen Corona keine Veranstaltungen mehr stattfinden, bei denen auch Feuerwerke gezündet werden. Die Umsatzverluste der Branche gehen derzeit gegen 100 Prozent. "Ich muss zusehen, wie ich den Rest meines Lebens finanziere", erklärt der 62-Jährige.

Zurück zum Fachhandel

So negativ sieht Thomas Köchl, Geschäftsführer von Pinto Feuerwerk, weder den Rückzug des Lebensmittelhandels, noch die eigene Zukunft. "Ich finde die Entscheidung gut", sagt Köchl zur Kleinen Zeitung und begründet: "Damit verlagert sich der Verkauf zurück zum Fachhandel, das heißt, es gibt wieder mehr Beratung." Fachhändler seien diesfalls Waffenhändler, die auch Pyrotechnik führen, sowie Stände auf Straßenmärkten im Dezember. "Das sind vielfach Familienbetriebe mit einigem Fachwissen", sagt Köchl. Er selbst betreibt einen Onlineshop mit Click & Collect bzw. einen Fabriksverkauf. Österreichweit haben rund 1200 Unternehmen den Pyrotechnikhandel zwar angemeldet, aber nicht alle üben dies aus. Die Zahl der Importeure bzw. Großhändler hingegen ist nur noch einstellig.

Thomas Köchl
Thomas Köchl © Pinto

Zu Unrecht am Pranger?

Einig sind sich Köchl und Liebenwein aber darin, dass die Pyrotechnikbranche zu Unrecht an den Pranger gestellt werde. Was Lärm und Feinstaub betreffe, "stehen Daten im Raum, die nicht der Wahrheit entsprechen", sagt Liebenwein. Feuerwerke stünden fälschlicherweise im Ruf der Umweltverschmutzung. Dies beweise konkret eine Studie des Verbands der pyrotechnischen Industrie in Deutschland (VPI), die im Auftrag der Wirtschaftskammer auf österreichische Verhältnisse umgerechnet wurde.

„Groß- und Kleinfeuerwerke in Österreich verursachen nur in einem sehr geringen bzw. vernachlässigbaren Ausmaß Feinstaub und CO2-Emissionen", erklärt Astrid Legner, Obfrau des Fachverbandes der Freizeit- und Sportbetriebe in der WKO. "Bei Feinstaub beträgt der durch Feuerwerke verursachte Anteil im Vergleich zur Gesamtemission 0,28 Prozent, bei Kohlenstoffdioxid nur 0,0001 Prozent."

Das "Öko-Feuerwerk"

Auch die enorme Lärmentwicklung - laut dem Verein Tierschutz Austria 190 Dezibel im Umkreis von 15 Metern - stellen Liebenwein und Köchl in Abrede. "Ich bin grundsätzlich gegen Knallkörper, vor allem mit illegalen Blitzsätzen", betont Liebenwein.

Die Entwicklung gehe mittlerweile in Richtung Ökofeuerwerk, das heißt, Raketen kommen ohne Plastikteile aus, produzieren "keinen giftigen Feinstaub mehr" und seien sogar lärmarm, betont Köchl. "70 Prozent unserer Produkte sind auf die ökologische Linie umgestellt." Der Lebensmittelhandel hätte hingegen billigere Ware aus Fernost verkauft, die diese Kriterien nicht erfüllen würden. Auch aus diesem Grund sieht Köchl den Ausstieg der Diskonter positiv.

Produktion bei Pinto Feuerwerke
Produktion bei Pinto Feuerwerke © Pinto