Am 19. Mai werden es fast genau 200 Tage sein, Tage des Stillstands, Tage der Frustration - auch für die fast 8000 steirischen Gastronomie-Betriebe. Als für 2. November 2020 ein abermaliger Gastro-Lockdown verordnet wurde, ahnte niemand, dass es bis es Mitte Mai dauern würde, bis wieder Gäste in den Lokalen begrüßt werden dürfen. Abseits von Essensabholung und -zulieferung ging nichts. Heute in zwei Wochen soll sich das mit den großen Öffnungsschritten ändern.

"Die Vorfreude in den Betrieben ist riesig", berichtet der steirische Gastro-Obmann Klaus Friedl. In den meisten Restaurants, Cafés, Lokalen und Beisln laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. "Man sieht Baustellen, vor allem rund um die Gastgärten, die eine Schlüsselrolle bei diesem Neustart einnehmen sollen, auch bei Plexi-Trennwänden wird wieder viel investiert", so Friedl.

Bei den Gästen sei ebenfalls eine große Vorfreude wahrnehmbar. Insbesondere in den Tagen und Wochen nach dem Gastro-Comeback rechne die Branche - wenn das Wetter halbwegs mitspielt - "mit einem regelrechten Boom". In vielen Ausflugsgasthäusern am Land sowie in der gehobenen Gastronomie sei zu vernehmen, "dass die an manchen Tagen bis Pfingsten schon ausgebucht sind, es gibt sehr viele Vorreservierungen, wir sind startklar".

"Wir fragen uns schon: Wo bleibt die Verordnung?"

Dem erhofften Boom steht aber auch ein kollektives Bangen gegenüber. "Im Hintergrund stellen sich viele Gastronomieunternehmer die Frage, wie es dann in den Sommer hinein weitergeht." Zumal es noch zahlreiche offene Fragen gibt, die erst die Verordnung final klären wird - und die ist bisher noch nicht veröffentlicht worden. "In zwei Wochen geht es los, wir fragen uns daher schon, wo bleibt diese Verordnung? Wir brauchen sie unbedingt rechtzeitig, denn sie ist die Grundlage für die kommenden Wochen und Monate", sagt Friedl. Die Branche habe in der Vergangenheit wiederholt unangenehme Erfahrungen mit Verordnungstexten gemacht, "die extrem kurzfristig dahergekommen sind". 

Klaus Friedl
Klaus Friedl © Jürgen Fuchs

Offene Fragen orte die Branche noch rund um die Abstandsregeln, die Tischbelegungen und vor allem rund um die Eintrittstests. "Wir stellen uns die Frage, ob der zwei Meter Abstand von Tisch zu Tisch gilt oder von Kopf zu Kopf. Offen ist für uns auch noch, welche Personenzahl im Außenbereich maximal erlaubt ist, geplant sind zehn, aber wir wissen noch nicht, ob hier Kinder schon inkludiert sind oder noch zusätzlich erlaubt sind." Für Innenräume gilt ja: Vier Personen plus Kinder pro Tisch.

Gastronomie: Dynamischer Arbeitsmarkt

Rund um das Testen gebe es noch mehrere Unsicherheitsfaktoren. Insbesondere für Betriebe am Land oder etwa auch auf der Alm seien Selbsttests vor Ort ein wichtiges Instrument, so Friedl. "Die sollten uns kostenlos zur Verfügung gestellt werden", so die Branchenforderung. Details erhofft man sich auch dazu, ob nun der Wirt neben Impf-, Test- oder Genesungsattest auch Ausweise kontrollieren müsse, "das wäre eine Challenge, dafür müssten einige Lokale wohl eine eigene Person abstellen".

Stichwort Arbeitskräfte. Der steirische AMS-Chef Karl Heinz Snobe betont: "Bei Beherbergung und Gastronomie gibt es derzeit die stärkste Dynamik am Arbeitsmarkt." Ende April waren beim AMS fast 700 offene Gastro-Stellen gemeldet, Tendenz steigend. Friedl: "Einige haben der Branche in den schwierigen letzten Monaten den Rücken gekehrt, diese Entwicklung wurde durch die Pandemie verstärkt." Die Lage sei je nach Betriebstyp sehr unterschiedlich, in urbanen Räumen, wo ausländische Touristen weiterhin fehlen, ist die Situation anders als in ländlichen Regionen. "Für uns ist aber klar, dass es weiterhin, also über Ende Juni hinaus, eine Sonderregelung für die Kurzarbeit braucht."