Post-Vorstand Peter Umundum, ein Manager, der seine Worte tendenziell gut bedacht auswählt, will an diesem Vormittag gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Es sei ein "bahnbrechendes Projekt in Sachen E-Commerce und in Sachen Paketzustellung", das heuer im Sommer starten werde.

Wie der Marktführer ‒ 70 Prozent der Pakete werden in Österreich zurzeit von der Post ausgeliefert ‒ das seit geraumer Zeit stark wachsende Geschäft nun umwälzen will? "Wir setzen den Kampf gegen den gelben Zettel fort", sagt Umundum. Sprich: Die Erstzustellquote (zurzeit liegt diese im Österreich-Schnitt bei 94 Prozent) soll weiter erhöht werden. Vor allem im städtischen Bereich. Um das zu schaffen, will die Post nun noch näher zum Kunden. 

Realisiert wird der Schritt über die etablierte Abstellgenehmigung hinaus – 800.000 diesbezügliche Genehmigungen hat die Post bereits – gemeinsam mit A1 und dem Grazer Unternehmen Nuki. Ab Juli und erst einmal bis Dezember testet die Post die sogenannte "Vorzimmerzustellung". Die Zusteller sperren dabei per Handcomputer die Türen der Kunden auf und legen die Pakete auf eine gelbe Matte, die in Türnähe platziert wird. Möglich machen das die vernetzten Türschlösser von Nuki, optional können Kunden den Vorgang per Live-Video am Smartphone verfolgen. 

Martin Pansy (Nuki), Peter Umundum (Post), Marcus Grausam (A 1)
Martin Pansy (Nuki), Peter Umundum (Post), Marcus Grausam (A 1) © Österreichische Post

Wurden seit einem Jahr bei Mitarbeitern der Post interne Tests durchgeführt, sucht man nun in Wien, Niederösterreich und Graz aktiv 100 externe Kunden, die das Service testen. Im Juli soll die Pilotphase beginnen und bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. (Aktualisierung, 13.4.: Mittlerweile sind laut Post bereits 1000 Bewerbungen eingelangt).

Anderswo wird bis zum Kühlschrank geliefert

Was die Post nun "bahnbrechend" nennt, ist durch das Aufsperren der Wohnungstür freilich auch ein gehöriger Tabubruch. Neben rechtlichen Ungewissheiten, die sich durch das Beschreiten von derlei Neuland auftun können, bleibt die Frage, ob sich Österreichs Kunden nach diesem Service wirklich sehnen. 

Nuki-Boss Martin Pansy verweist dabei gerne auf Länder, in denen "In-Home Delivery" schon deutlich fortgeschrittener ist. Zunächst hätte man oft Skepsis verspürt, die in der Praxis schnell verflogen sei. Die Steirer, mit in Summe 175.000 installierten smarten Schlössern europäischer Marktführer, spielen bei dieser Transformation gewissermaßen eine Schlüsselrolle. In den Niederlanden etwa realisiert Nuki zurzeit gemeinsam mit der Supermarktkette Albert Heijn Bestellungen, die gar bis zum Kühlschrank der Kunden zugestellt werden.