Die Rekordjagd von Bitcoin geht weiter. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise hat am Dienstag die wichtige Schwelle der 50.000 US-Dollar übertroffen. Bitcoin war bereits am Sonntag fast auf diesen Wert gestiegen, war aber am Montag dann bis auf rund 46.000 Dollar abgesackt. Die Kryptowährung befindet sich seit Wochen und Monaten im Höhenflug, der sich zuletzt noch einmal beschleunigte. So hatte Bitcoin zu Weihnachten noch die Hälfte gekostet. Im Spätsommer lag der Kurs noch bei rund 10.000 Dollar. Angetrieben wurde der Kurs zuletzt unter anderem vom Elektrobauer Tesla und dessen Chef Elon Musk.

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Milliardenbetrag in Bitcoin investiert und beabsichtigt, die Digitalwährung künftig als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Musk selbst wiederum machte immer wieder via Twitter auf die Digitalwährung aufmerksam. Teslas Engagement weckt die Hoffnung, dass auch andere Unternehmen folgen könnten, was die Akzeptanz von Bitcoin steigern würde.

Mehr Profi-Investoren

Auch scheint das Kreditkartenunternehmen Mastercard dem Kryptogeld nicht mehr abgeneigt. So hatte Raj Dhamodharan, zuständig bei Mastercard für digitale Vermögenswerte, vergangene Woche in einem Blog geschrieben, dass der Konzern Transaktionen mit ausgesuchten Kryptowährungen erlauben wolle. Darüber hinaus stehe man in engem Kontakt mit Zentralbanken, die an eigenen Digitalwährungen arbeiten.

Und immer mehr professionelle Investoren schielen auf die Digitalwährung. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, erwägt ein auch auf Wachstumswerte ausgerichteter Investmentarm der US-Bank Morgan Stanley den Bitcoin auf die Liste möglicher Investments zu setzen.

Dazu kommt, dass das Aufrechterhalten des Bitcoin-Netzwerkes sich durch die technische Architektur der Kryptowährung (Halving) im Vorjahr nun doppelt so viel kostet. Auch das treibt den Kurs.

Geldschwemme

Befeuert wird der Krypto-Währungs-Boom aber auch nicht zuletzt durch die Geldschwemme der Zentralbanken und wichtiger Industriestaaten. In der Corona-Krise haben die Notenbanken ihre ohnehin schon lockere Geldpolitik noch wesentlich großzügiger ausgestaltet.

Die Staaten stützen Verbraucher und Unternehmen durch hohe Ausgaben, was die staatliche Schuldenlast stark steigen lässt. Aus dieser Entwicklung könnte eine erhöhte Inflation resultieren, die traditionelle Währungen entwerten würde. Einige Anleger fragen daher verstärkt alternative Anlagen wie Digitalwährungen nach.

Lexikon: Das Geld des Internet-Zeitalters

Spätestens mit dem Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 50.000 Dollar (41.223,51 Euro) ist Bitcoin wieder in aller Munde. Die älteste und wichtigste Cyberdevise hat binnen weniger Monate ihren Kurs verfünffacht. Nachfolgend eine Übersicht wichtiger Fakten rund um Kryptowährungen, die es erst seit etwas mehr als zehn Jahren gibt:

AM ANFANG WAR DIE KRISE

Als Reaktion auf die Finanzkrise entwickelte eine Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto 2008 die erste Kryptowährung: Bitcoin. Anders als bei klassischen Devisen kontrollieren hier weder Staaten noch Notenbanken den Wechselkurs. Er wird allein über Angebot und Nachfrage ermittelt. Dadurch sind zweistellige prozentuale Kursausschläge keine Seltenheit.

ZENTRAL ODER DEZENTRAL

Kryptowährungen unterscheiden sich zunächst durch die Art, wie neue Digital-Münzen entstehen. Bei Bitcoin oder Ethereum stellen Nutzer Rechner-Kapazität zur Verschlüsselung der Transaktionen zur Verfügung. Entlohnt werden sie in der jeweiligen Cyber-Devise. Diese Methode nennt man "Schürfen" oder "Mining".

Andere Kryptowährungen wie Ripple werden dagegen von einer Organisation - meist ein Unternehmen - ausgegeben. Sie dienen dazu, über ein sogenanntes Initial Coin Offering (ICO) Geld bei Investoren einzusammeln. Anschließend werden beide Arten von Cyber-Devisen an speziellen Börsen gehandelt. Das Volumen der weltweit notierten Kryptowährungen beläuft sich dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge derzeit auf 1,5 Billionen Dollar. Etwa zwei Drittel davon entfallen auf Bitcoin.

SCHWANKUNGSANFÄLLIG ODER STABIL

Die Schwankungsanfälligkeit von Bitcoin & Co. gilt als einer der Gründe, warum sich Cyber-Devisen bisher nicht als alternatives Zahlungsmittel durchgesetzt haben. Dem wollen sogenannte "Stablecoins" begegnen. Dabei richtet sich der Kurs nicht nach Angebot und Nachfrage, sondern an einem Basiswert aus. Inzwischen gibt es Stablecoins, deren Wert an Gold oder Währungen wie Euro oder Dollar gekoppelt ist.

LEGAL ODER ILLEGAL

Kryptowährungen sind prinzipiell legal. Sie sind aber fast nirgendwo gesetzliches Zahlungsmittel. Das bedeutet, Firmen und Organisationen bleibt freigestellt, die Währung zu akzeptieren. Japan hat Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt.

SCHNELL ODER LANGSAM

Neben der Schwankungsanfälligkeit verhindert die geringe Transaktionsgeschwindigkeit die Verbreitung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Da bei nicht zentral kontrollierten Devisen wie Bitcoin jede Zahlung nicht nur verschlüsselt, sondern auch verifiziert werden muss, steigt mit jedem zusätzlichen Nutzer der Rechenaufwand. Einige Kryptowährungen wie Litecoin versuchen mit modifizierter Software, dieses Problem zu lösen. Bisher erreichen die Transaktionsvolumina aber nur einen Bruchteil dessen, was klassische Finanzdienstleister wie die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard weltweit abwickeln.