Es wurde wenig überraschend einmal kein Jahr der Rekorde für Infineon Austria: Die Österreich-Tochter des deutschen börsennotierten Infineon-Konzerns konnte im Geschäftsjahr 2019/20 zwar den Umsatz bei praktisch unverändert 3,1 Milliarden Euro halten, das Ergebnis ist allerdings um mehr als ein Drittel auf 196 Millionen Euro eingebrochen. Hier wirkten sich massiv "Leerkosten" durch niedrig ausgelastete Produktionskapazitäten aus. Erstmals seit vielen Jahren sank auch der Beschäftigtenstand, konkret um zwei Prozent auf 4517 Mitarbeiter. Das war aber weniger, als der natürliche Abgang ausgemacht hat. Während der Kurzarbeit, die für 1500 Mitarbeiter bis Ende Juli dauerte, wurden sogar die Leiharbeitskräfte behalten.

"Es war ein herausforderndes Geschäftsjahr, und wir haben uns gut geschlagen", so Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka bei der Bilanzpräsentation. Der Halbleitermarkt habe sich für 2020 als einigermaßen stabil erwiesen. Alle Wachstumstreiber von Infineon seien intakt. Zwar sei die Produktion in der Automobilindustrie gesunken, doch es gehe wieder aufwärts und Infineon profitiere speziell vom Trend zur E-Mobilität und zur zunehmenden Digitalisierung etwa bei Homeoffice und Homeschooling.

Weiterbau in Villach unberührt

So gut wie unberührt von der Krise ist der Weiterbau der neuen Mega-Chipfabrik für die 300mm-Dünnwafer in Villach. Die Herzstücke des gigantischen Neubaus, zwei riesige, auf zwei Stockwerken übereinander liegende Reinräume, sind fast fertiggestellt. Hier soll in einem Jahr bereits produziert werden. Auf die Investitionsbremse wurde dementsprechend nicht getreten. Mit 386 Millionen Euro waren die Investitionen um 25 Prozent höher als vor einem Jahr. Mit den weiteren 498 Millionen Euro, die für Forschung und Enwicklung ausgegeben wurden - nach 525 Millionen im Vorjahr - ist Infineon Austria unangefochten das Unternehmen mit der höchsten Forschungsquote in Österreich.

Video zum Baufortschritt in Villach. Infineon investiert 1,6 Milliarden Euro.

Die wohl spannendste Frage, wie stark Infineon Östereich mittelfristig  von dem massiven Digitalsierungsschub infolge der Corona-Krise profitieren könnte, die lässt der Vorstand zumindest in konkreten Erwartungshaltungen für die nahe Zukunft offen. Man wolle "die massive Krise massiv für Chancen nutzen", so Herlitschka. Konkrete Zahlen gab es im Zuge eines grundsätzlich optimistischen Ausblicks aber keine.

Die Auslastung der Fabrik in Villach liegt jedenfalls schon wieder zwischen 90 und 95 Prozent. Bis Weihnachten könnten die hundert Prozent wieder erreicht werden.