"Die Arbeitslosigkeit geht Schritt für Schritt zurück", lässt heute, Mittwoch, Arbeitsministerin Christine Aschbacher wissen. Was konkret bedeutet: 463.505 Personen sind derzeit beim AMS arbeitslos vorgemerkt oder dort in Schulung. Also um 54.000 Personen weniger als im Vormonat, aber immer noch um 140.000 Menschen mehr als im vergangenen Jahr. Die Arbeitslosenquote lag in Österreich mit 10,1 Prozent um 3,6 Prozentpunkte höher als im Juni 2019. 

Auch die Zahl der Menschen, für die Betriebe potenziell Kurzarbeit angemeldet haben, sinkt im Land weiter deutlich. Zurzeit sind auf dem Papier weiter 750.000 Personen in Österreich in Corona-Kurzarbeit. Verglichen mit Höhepunkt der Krise ist das ein Minus von knapp 500.000 Menschen.

23.000 Betriebe hätten jetzt Verlängerungsanträge gestellt. "Größere Unternehmen", so Aschbacher, würden die Kurzarbeit dabei vermehrt nur in einzelnen Abteilungen verlängern. In der Baubranche etwa ist nur mehr ein Drittel jener Arbeitnehmer, für die einst Kurzarbeit beantragt wurde, auch tatsächlich in Kurzarbeit.

4 von 10 haben wieder einen Job

Die coronabedingten Jobverluste der zweiten Märzhälfte wurden laut Berechnungen der Statistik Austria bis Ende Mai indes teilweise kompensiert. Von 15. bis 31. März wurden insgesamt knapp 238.000 unselbständige Beschäftigungen beendet. 43 Prozent dieser Personen sei bis Ende Mai wieder eine Beschäftigungsaufnahme gelungen, teilte die Statistik Austria am Mittwoch mit.

Sechs von zehn davon hätten beim selben Dienstgeber wieder einen Job erhalten, bei dem sie zuvor beschäftigt waren. Die Statistiker verwiesen aber auf "deutliche Unterschiede" je nach Branche. Mehr als drei Viertel jener Personen, die in der zweiten Märzhälfte ihren Job am Bau verloren haben, gelang bis Ende Mai wieder eine Beschäftigungsaufnahme - in knapp neun von zehn Fällen beim vorherigen Dienstgeber.

Beschäftigungsminus deutlich über jenem von 2009

"Besonders angespannt" sei die Situation noch immer im Bereich Beherbergung und Gastronomie sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung, so die Statistik Austria. In diesen Bereichen hätten bis Ende Mai erst etwas mehr als ein Viertel der Personen wieder einen Job gefunden.

Die Corona-Pandemie hat den österreichischen Arbeitsmarkt hart getroffen und die Arbeitslosenzahlen auf ein Rekordhoch Mitte April steigen lassen. Laut Statistik Austria endeten von März bis Mai 434.000 Fälle unselbständiger Erwerbstätigkeit, in 358.000 Fällen wurde eine Beschäftigung neu aufgenommen.

"Die Corona-Krise hat den Arbeitsmarkt massiv getroffen. So ist der Beschäftigungsrückgang zum Beispiel wesentlich kräftiger ausgefallen als in der Finanzkrise 2009", so der fachstatistischer Generaldirektor von Statistik Austria, Tobias Thomas, in einer Aussendung. Inzwischen erhole sich der Arbeitsmarkt allerdings immer mehr. "Im Mai war die Zahl der Erwerbstätigen zwar noch deutlich geringer als im Vorjahresmonat, aber immerhin bereits rund 50.000 Personen höher als im April", sagte Thomas.

Tatsächlich geleistete Arbeitszeit steigt

Der Beschäftigungsrückgang spiegelt sich auch besonders in der "stillen Reserve" des Arbeitsmarkts wider: Sie stieg laut Statistik Austria von 128.800 Personen im Februar 2020 auf 213.800 im Mai 2020 an. Als "stille Reserve" gelten jene Personen, die nicht erwerbstätig sind, grundsätzlich gerne arbeiten würden, aber nicht aktiv nach Arbeit suchen oder nicht kurzfristig mit einer Erwerbstätigkeit beginnen könnten. Diese Daten werden bei der Mikrozensus-Befragung erhoben.

Im Mai stieg die tatsächlich geleistete Arbeitszeit deutlich an und lag mit durchschnittlich 28,9 Stunden um 3,3 Stunden höher als im April 2020. Sie war jedoch 3,3 Wochenstunden niedriger als im Mai 2019.