Die Coronakrise hat einige zentrale Teile des Wirtschaftslebens stillgelegt oder zumindest stark eingeschränkt. Die Folgen für heimische Unternehmen und auch den Arbeitsmarkt sind massiv. Wenn man mit dem steirischen AMS-Chef Karl-Heinz Snobe darüber spricht, was ihm derzeit die größten Sorgen bereite, kommt er schnell auf das Thema Ausbildung. Sein dringender Appell: „Wir dürfen die Lehre jetzt nicht vernachlässigen.“ Seit dem Ausbruch der Krise wird nämlich in Betrieben, aber auch beim AMS registriert, dass die Bewerbungen für Lehrstellen vielerorts fast zum Erliegen gekommen sind. Eine fatale Entwicklung, denn das Gros der Unternehmen bekennt sich zur Lehrlingsausbildung – auch in diesen schwierigen Zeiten. Eine aktuelle Umfrage der steirischen Industriellenvereinigung zeigt etwa, dass mehr als 70 Prozent der heimischen Industriebetriebe heuer im Herbst gleich viele Lehrlinge aufnehmen wollen wie im vergangenen Jahr. Dafür brauche es aber eben auch entsprechende Bewerbungen.

„Wir glauben auch in diesen harten Zeiten an unsere Jugend und an die Zukunft“, sagt IV-Präsident Georg Knill. Max Oberhumer, Obmann der Sparte Industrie in der steirischen Wirtschaftskammer, betont: „Wir wollen mit unseren Lehrlingen die Zukunft gewinnen.“ Aktuell zeige sich aber, dass circa 50 Prozent der steirischen Industrieunternehmen angeben, dass sie bei Weitem noch nicht alle Lehrstellen besetzt haben. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen spricht „von einem schleppenden Bewerbungsprozess“. Zwar können derzeit keine Schnuppertage abgehalten werden. Es mache sich aber dennoch bezahlt, mit den Ausbildungsbetrieben in Kontakt zu treten.

Peter Sodamin, Betriebsleiter bei der Maco Produktions GmbH, unterstreicht: „Die Lehre hat in unserem Betrieb einen sehr hohen Stellenwert und die Lehrlinge sind die tragenden Säulen unserer Zukunft. Wir werden an diesem Erfolgsrezept auch in Zeiten von Corona festhalten.“ Georg Feith, CEO von Stoelzle Oberglas, verweist ebenfalls darauf, dass man sich „über jede Bewerbung“ freue. Im Unternehmen sei man „auch für virtuelle Vorstellungsgespräche bestens gerüstet“.
Auch Harald Oswald, Geschäftsführer von AL-KO Production Austria, hebt hervor: „Die Lehrstellenangebote sind aufrecht und Bewerber willkommen. Wir freuen uns schon jetzt, viele neue Gesichter in unserem Team begrüßen zu können.“ Dem schließt sich auch Robert Posch, Betriebsleiter der Ganahl AG, an: „Wir benötigen auch in Zukunft Fachkräfte, die engagiert und motiviert sind. Das Berufsangebot bei uns im Haus ist vielfältig.“

Auch bei Claus Mittendorfer, Geschäftsführer der Voestalpine Böhler Edelstahl, ist der Blick nach vorne gerichtet: „Eine gute Ausbildung ist der Grundstein einer beruflichen Karriere und zukunftssicheren Weiterentwicklung im Betrieb.“ Die technische Industrielehre zähle „zu den besten Ausbildungsangeboten des Landes und war der erste Karriereschritt von vielen unserer Führungskräfte“. Christina Merlini, Prokuristin der Radkersburger Metal Forming GmbH, betont, dass den Absolventen „alle Türen offenstehen. Wir unterstützen bei der individuellen Karriereplanung und fördern die persönliche Weiterentwicklung.“ Stichwort Weiterentwicklung: „Eine Industrielehrstelle bietet nicht nur Schulabgängern berufliche Perspektiven. Der Einstieg ist auch bei uns im Haus in den unterschiedlichsten Lebensphasen möglich“, so Markus Ritter, CEO der Marienhütte.

Zu Jahresbeginn hat die Kleine Zeitung auch heuer mit der steirischen Industrie eine mehrteilige Lehrlingsserie gestartet, bei der 1300 offene Lehrstellen angeboten wurden. Rund die Hälfte sind noch verfügbar, Bewerbungen sind jederzeit möglich.