Mehr und mehr Staaten legen viele Milliarden schwere Rettungspakete für die Wirtschaft auf - Spanien etwa wirft einen-200-Milliarden-Euro-Anker, US-Medien berichten, dass das Weiße Haus der Wirtschaft mit 850 Milliarden US-Dollar unter die Arme greifen werde. Zwei Beispiele von vielen, die in Vorbereitung sind und folgen werden.

Österreich war eines der ersten Länder, das vier Milliarden Euro für die Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen auflegte. Dass diese Maßnahmen nicht ausreichen würden, war von Anfang an klar. Wieviel die Krise am Ende kosten wird, vermag niemand zu sagen, doch mehren sich mahnende Stimmen von Ökonomen.

"Mutter aller Rezessionen"

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft rechnet wegen der Virus-Krise mit einer schweren Rezession. "Ich fürchte, diese Rezession wird die Mutter aller Rezessionen", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr dem "Handelsblatt".

Wenn sich die Wirtschaftstätigkeit in Deutschland einen Monat lang halbiere, koste das aufs Jahr gesehen vier Prozent Wirtschaftswachstum. Bei zwei Monaten seien es schon acht Prozent. "Das haben wir in Friedenszeiten noch nie erlebt", so der gebürtige Österreicher.

Massenarbeitslosigkeit

Auch Franz Schellhorn, Ökonom und Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria, fordert vom Staat ein vehementes Eingreifen.

"Es ist nach vor entscheidend, die Unternehmen mit ausreichend Liquidität zu versorgen, um eine drohende Pleitewelle abzuwenden und Massenarbeitslosigkeit zu verhindern", erklärt Schellhorn in einer Stellungnahme. Der Staat sollte versuchen, den "Brand nach Kräften zu löschen" - nach dem Motto "whatever it takes". Weil es darum gehe, die sehr wahrscheinliche Rezession nicht zur Depression werden zu lassen. 

Schlimmer als 2008?

Klar sei, dass die vier Milliarden Euro nicht ausreichen werden, um den Brand gänzlich zu löschen. "Schweden hat ein Paket in der Größenordnung von 28 Milliarden Euro verabschiedet, das scheint plausibel."

Franz Schellhorn
Franz Schellhorn © Markus Traussnig

Erfahrungen aus der letzten Krise würden zeigen, dass ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um fünf Prozent  die Steuereinnahmen um 6,5 Milliarden Euro senke und das Defizit um neun Milliarden Euro erhöhen würde, zitiert die Agenda eine Studie des Budgetdienstes. Nicht einmal ein größerer Wachstumseinbruch als 2008/2009 könne ausgeschlossen werden. Damals sank die Wirtschaftsleistung real um 3,8 Prozent, das Defizit lag bei 15 Milliarden Euro.

In einigen Branchen würden die Verluste unwiederbringlich sein, so Schellhorn. "Wer heute einen Frisör-oder Restaurantbesuch absagt, geht nach Beruhigung der Lage nicht zweimal zum Haareschneiden oder ins Gasthaus." Dasselbe gilt für Kurzurlaube, Konzerte, etc. 

Höhe des Defizites "unerheblich"

"Die Staatseinnahmen werden auf breiter Front einbrechen, besonders bei Einkommen- und Körperschaftsteuer, aber auch SV-Beiträge, Lohnsteuern und Umsatzsteuern", analysiert der Ökonom weiter. Der Staat sollte jedenfalls wie in Schweden mit großzügigen Steuer- und Sozialbeitragsstundungen die Liquidität der Wirtschaft sichern. Bei den Staatsausgaben sei vor allem mit einem deutlich größeren Arbeitsmarktbudget zu rechnen. Die aktuell vorgestellten Maßnahmen würden mit Fortdauer der Krise jedenfalls höher dotiert werden müssen. 

Schellhorn spricht Klartext: "Es ist völlig unerheblich, wie hoch das Budgetdefizit heuer sein wird und ob Österreich am Ende des Jahres mit 20 oder 30 Milliarden Euro an zusätzlichen Staatsschulden dasteht. Entscheidend ist, die wirtschaftlichen Folgen im Zuge der grassierenden Gesundheitskrise einzudämmen."