Milchbauern und Molkereien haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Im vergangenen Jahr haben knapp 1.000 Bauern ihren Milchbetrieb eingestellt. 25.608 Bauern beliefern die Molkereien noch mit Milch. Ein Minus von 3,7 Prozent. Im Jahr vor dem EU-Beitritt Österreichs (1994) hatte es noch knapp 82.000 Milchbauern in Österreich gegeben.
Ein Grund für die angespannten Lage ist die Entwicklung des Vorjahres, die der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Helmut Petschar, als „existenzbedrohend“ bezeichnet.

Zwar stiegen die Umsätze der Molkereien – getrieben vom Export – um 1,3 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro. Allerdings bleiben den Molkereien davon im Schnitt nur 0,36 Prozent an EGT übrig. „Gleichzeitig steigen bei uns die Energiepreise und die Löhne.“ Dementsprechend konnten auch die Erzeugerpreise nicht angehoben werden. Für konventionelle Milch erhielten die Bauern netto 33,7 Cent, für Heumilch gab es einen Zuschlag von fünf Cent, für Bio gibt es zehn Cent mehr. „Bei diesem Preisniveau fehlt sowohl den Bauern als auch den Molkereien das Geld für Investitionen“, sagt Petschar. „Vor allem junge Landwirte wollen sich das nicht länger antun und suchen sich einen normalen Job“.

Höhere Preise im Handel

Der Ball sei nun bei den Handelspartnern, sagt der Molkereien-Präsident. „In Österreich erzeugen wir Milch, die frei von Gentechnik oder Glyphosat ist. Es gelten deutlich strengere Kriterien als in den Nachbarländern. Diese höhere Qualität muss abgegolten werden.“ Eine Pauschalkritik von Angebotsaktionen äußert Petschar nicht. Aktionen mit 50 Prozent Preisnachlass seien aber sehr wohl schädlich.

Proteste von Milchbauern wie jüngst vor Filialen der Handelskette Spar würden bei Preisverhandlungen durchaus helfen. Das Argument des Handels, dass Kunden nicht bereit wären, mehr für Milchprodukte zu bezahlen, will Petschar nicht gelten lassen. „Nur 1,49 Prozent des Jahreseinkommens gegen Konsumenten für Milch- und Molkereiprodukte aus.“ Da würden zehn Prozent mehr kaum eine Rolle spielen.

Als Geschäftsführer der Kärntnermilch hat er sich deshalb dazu entschieden in Vorleistung zu gehen. „Wir haben die Nettopreise für die Bauern um 1,2 Cent erhöht.“ Mit den Handelspartnern gebe es positive Gespräche. Man hätte sich teilweise auf Preiserhöhungen von vier bis fünf Prozent geeinigt.

Keine Auswirkungen durch Corona

Der Ausbruch des Coronavirus in Italien hat bisher zumindest keine Auswirkungen auf die Geschäfte der Kärntnermilch. Jede Woche würden 15 bis 20 Lkw mit Milchprodukten aus Kärnten nach Italien fahren. „Das hat sich bisher nicht geändert“, sagt Petschar. Bei Molkereien, die nach China liefern, sei der Absatz auch noch stabil.