Die heimischen Molkereien haben 2019 nur knapp positiv bilanziert. Voriges Jahr sei für die Milchwirtschaft sogar "existenzbedrohend" gewesen, sagte der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und Chef der Kärntnermilch, Helmut Petschar, am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Zuletzt protestierten mehr als 3.000 Milchbauern vor Spar-Filialen für höhere Preise.

Die Proteste hätten bei den derzeit laufenden Preisverhandlungen geholfen, so Petschar. Die Kärntnermilch habe sich mit Abnehmern - unter anderem Supermarktketten - auf Preiserhöhungen von vier bis fünf Prozent für das gesamte Sortiment geeinigt. Mit zwei Großkunden würden die Verhandlungen "in die Zielgerade einbiegen". Eine Pauschalkritik an der "Aktionitis" des Handels wollte der Verbandschef nicht äußern: "Es sind nicht alle Aktionen schlecht." Die "1+1 gratis" und "-50 Prozent-Aktionen" seien aber schädlich für die Wertigkeit der Lebensmittel.

Exporte nach China laufen

Das Coronavirus hat sich noch nicht auf die österreichischen Molkerei-Exporte nach China ausgewirkt. Der Export laufe noch "auf gleichen Niveau", so der Verbandschef.

Für 2019 melden die Molkereien ein mageres Ergebnis. Das bereinigte EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) der Molkereien bezogen auf den Umsatz lag bei 0,36 Prozent nach 0,44 Prozent im Jahr davor. Die Umsätze stiegen - getrieben vom Export - um 1,3 Prozent auf 2,85 Mrd. Euro. Wegen Kostensteigerungen bei Energie, Verpackung sowie Löhnen und der fehlenden Abgeltung durch die Supermarktketten hätte man den Bauern keine höheren Milchpreise zahlen können, so der Verbandschef.

Der Erzeugerpreis für konventionelle Milch lag 2019 im Schnitt bei netto 33,7 Cent/kg, nach 33,8 Cent im Jahr davor. Für Heumilch erhalten die Bauern einen Zuschlag von 5 Cent und für Biomilch von 10 Cent. Das von den Molkereien ausbezahlte durchschnittliche Milchgeld pro Lieferant stieg um 3,4 Prozent auf 55.155 Euro, die Anlieferung pro Lieferant stieg ebenfalls um 3,4 Prozent auf knapp 132 Tonnen.

Weniger Milchbauern

Im vergangen Jahr haben knapp 1.000 Bauern ihren Milchbetrieb eingestellt. Die Zahl der Milchbauern ging im 2019 um rund 3,7 Prozent auf 25.608 zurück. Im Jahr vor dem EU-Beitritt Österreichs (1994) hatte es noch knapp 82.000 Milchbauern in Österreich gegeben.

Bestehende Betriebe haben den Ausfall kompensiert und ausgebaut. Die Zahl der Milchkühe pro Betrieb stieg von 9,8 Kühen im Jahr 1994 auf 20,5 im Jahr 2019 und die Milchanlieferung pro Bauer schnellte in diesem Zeitraum von 27 auf 132 Tonnen. Österreich hat im Vergleich zu anderen europäischen Ländern aber trotzdem noch immer sehr kleinstrukturierte Milchbetriebe. Der Molkereienverband-Chef ortet eine Beschleunigung des Strukturwandels - Stichwort "Milchbauernsterben - und warnt vor den Auswirkungen für die Bergregionen. Es werde schwieriger junge Milchbauern zu motivieren, den Betrieb fortzuführen.

Petschar erwartet, dass die von der Berglandmilch - der größten Molkerei Österreichs - wieder eingeführte Mehrweg-Glasflaschen für Milch bei anderen Molkereien in nächster Zeit kein Thema sein werden. Dies würde Millionen für eine neue Abfüllanlage kosten, was sich kleinere Molkereien nicht leisten könnten.