Zahlreiche heimische Industriebetriebe betreiben in China Fabriken oder haben zumindest Verkaufsniederlassungen. Dementsprechend nervös ist man inzwischen in den Chefetagen. Eine kleine Erleichterung ist für die Unternehmen die Tatsache, dass die Produktion aufgrund der Neujahrsferien derzeit sowieso stillsteht. Die Regierung in China hat diese ja bis 2. Februar verlängert. In Shanghai bleiben Produktionsbetriebe sogar bis 10. Februar geschlossen.

Beim steirischen Autozulieferer AVL beobachtet man die Lage dennoch genau. "Es wurde eine eigene Arbeitsgruppe gebildet", sagt AVL-Sprecher Michael Ksela. Diese werde von Helmut List persönlich geleitet. Derzeit finden wegen der Ferien zwar keine Reisen nach China statt. Allerdings befindet sich das chinesische Sales-Office in Wuhan, jener Stadt, die als Ausgangspunkt des Virus gilt. 50 Mitarbeiter - alle chinesische Staatsbürger - sind dort beschäftigt.

Auch bei AT&Ssei man ständig mit den Behörden in Kontakt, sagt AT&S-Sprecher Gerald Reischl im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Die Gesundheit der Mitarbeiter sei oberste Prioritöt. Deshalb müssen Reisen nach China vom Vorstand genehmigt werden. Den wirtschaftlichen Impact könne man derzeit nicht ermessen. Fest stehe, dass die Produktion in Shanghai bis 10. Februar geschlossen bleibt. Das Werk in Chongching habe die Arbeit aber wieder aufgenommen.

Informationen werden gesammelt

Der börsennotierte Stahlriese voestalpine ist ebenfalls in China vertreten und wegen des Coronavirus alarmiert. Derzeit sammeln die Oberösterreicher Informationen, um Gefahrenbereiche auszumachen, sagte Sprecher Peter Felsbach. Der Vorstand werde sich noch diese Woche mit dem Thema befassen.

Überwiegend sind in den chinesischen Voest-Werken lokale Arbeitskräfte tätig, die in die Volksrepublik entsandten Österreicher sind hauptsächlich in der Geschäftsführung bzw. in Projekten, teils sind sie mit Familie dort. Wenn sie es wünschen, können sie zurückkommen. "Die Gesundheit unserer Mitarbeiter geht vor", so Felsbach.

Auch der börsennotierte Frucht-, Zucker- und Stärkekonzern Agrana ist in China vertreten und wegen des Coronavirus in Kontakt mit dortigen Behörden. Derzeit steht die Produktion aufgrund der Neujahrsferien, die die Regierung bis 2. Februar verlängert hat, still. "Wir werden die Situation vor Produktionsbeginn ab Februar neu bewerten", teilte Agrana-Sprecher Markus Simak am Dienstag mit.

"Das Coronavirus hat bis jetzt keine Auswirkungen auf unsere Produktion." Bis zuletzt sei alles ohne Einschränkung gelaufen. Agrana unterhält in China drei Produktionsstandorte, an denen rund 380 Mitarbeiter tätig sind.

Strenge Kontrollmaßnahmen

Die börsennotierte Lenzing beschäftigt im Faserwerk in Nanjing (300 Kilometer von Shanghai entfernt) sowie in einem Büro in Hongkong zusammen rund 500 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente). "Bei uns ist bereits der Health Emergency Plan aktiviert", sagte Sprecher Filip Miermans. Es gebe "sehr strenge Kontrollmaßnahmen" bezüglich Gesundheit, Lenzing achte genau darauf, wie es der Belegschaft geht, wo die Mitarbeiter unterwegs sind.

Die Büromitarbeiter beginnen ab 3. Februar wieder zu arbeiten, allerdings von zu Hause aus. Das genaue Datum, "wann wir zum Normalbetrieb übergehen", werde kurzfristig kommuniziert, so der Lenzing-Sprecher. Er verwies auf den Zwangsurlaub, den die Stadtregierung von Shanghai privaten und öffentlichen Firmen bis 9. Februar verhängt hat. Das Lenzing-Werk in Nanjing laufe aber.

Der Industriezulieferer Miba hat wegen des Coronavirus keine speziellen Warnungen geplant. Jedoch habe die Betriebsärztin Informationen ins Intranet gestellt, was aus gesundheitlicher Sicht zu beachten ist, so Unternehmenssprecher Wolfgang Chmelir. Da gibt es etwa allgemeine Hinweise zur Hygiene sowie das Ersuchen, einen Arzt zu kontaktieren, falls man mögliche Coronasymptome spürt.