Die Sparzinsen sind im Keller, die Kreditzinsen ebenfalls. Das befeuert den Immobilienboom. "Das Sparbuch wird immer uninteressanter und weiterhin wird Geld Richtung Immobilien fließen", sagte der Vorstand des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI), Andreas Wollein, vor Journalisten in Wien. Auch die Preise gehen weiter nach oben. Aber im Mietsektor ist Entspannung in Sicht.

"Der einzige Ausweg aus der Nullzinsphase wäre der Aktienmarkt", vermerkte der ÖVI-Vorstand am Dienstag. Doch nur vier Prozent der Österreicher seien dort aktiv tätig. Betongold gilt als Alternative.

Plafond noch nicht erreicht

Im Neubaubereich sei der Plafonds jedenfalls derzeit noch nicht erreicht. Die Entwicklung der mittleren Preise variiert allerdings je nach Landeshauptstadt - mit einem überdurchschnittlichen Wachstum von 14 Prozent in Innsbruck, einer starken Preisentwicklung in Wien und Bregenz bis hin zu einer gewissen Stagnation auf sehr hohem Niveau in Salzburg und auf mittlerem Niveau in Graz. Gebrauchte Wohnungen zeigen kontinuierliche Steigerungen von 5 bis 10 Prozent in Städten wie Graz, St. Pölten und Eisenstadt.

Auf Wien entfällt ein Viertel aller Immobilientransaktionen in Österreich. Das Volumen pendelte sich in der Bundeshauptstadt bei etwa 14.000 Objekten pro Jahr ein. Gebrauchte Wohnungen kosten im Schnitt knapp über 3.600 Euro pro Quadratmeter, Neubauwohnungen knapp über 4.400 Euro. Über dem Schnitt liegen die mittleren Preise innerhalb des Gürtels, in Währing und in Döbling. Etwas gegenüber dem Vorjahr gesunken sind diese hingegen in Liesing, Hietzing und Penzing.

Wie die Preise steigen

"Wir glauben, dass die Preise für Wohnimmobilien in Wien weiterhin steigen werden über die nächsten Jahre", betonte Wollein. Die (günstigen) Kreditkonditionen hätten "natürlich einen Einfluss" darauf. Nach einer "durchschnittlichen Entwicklung 2019" dürften die Preise 2020 laut Einschätzung der Immo-Wirtschaft um 6,5 Prozent einmal mehr kräftig zulegen. In den günstigen Bezirken sind derzeit die höheren Preissteigerungen zu sehen - sie ziehen nach.

Es wird zwar viel gebaut, doch die Nachfrage wird damit immer noch nicht abgedeckt. Es gilt hier noch einiges aufzuholen. Die angespannte Lage am Mietsektor dürfte aber etwas nachlassen.

60 bis 70 Prozent für die Vermietung

Sehr viele Wohnungsfertigstellungen, 60 bis 70 Prozent, gingen in die Vermietung. "Das nimmt Druck weg." Die Wohnungen seien zu einem großen Teil bereits als "Forward Deals" an Investoren und Fonds verkauft, welche die Immobilien naturgemäß nicht selbst nutzen. "Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren eine deutliche Entspannung am Mietmarkt zu sehen sein wird", so ÖVI-Vorständin und Maklersprecherin Sandra Bauernfeind.

Gleichzeitig seien bei Eigentumswohnungen angesichts der gestiegenen Grundstückspreise und Baukosten weiterhin mäßige Steigerungen zu erwarten. "Wir haben einen Nachfrageüberhang, wir sehen eine Entspannung, aber kein Sinken der Preise", so die Immobilienexpertin. "Eigentumswohnungen finden nach wie vor ihre Abnehmer."