Der Aufsichtsrat der Casinos Austria hat am Montag "mit großer Mehrheit" Finanzvorstand Peter Sidlo vorzeitig abberufen. Dabei hatte ein interner Prüfbericht, der dem Gremium vorgelegt wurde, dem Aufsichtsrat bescheinigt, bei der Bestellung Sidlos und der Trennung der Vorstände Alexander Labak und Dietmer Hoscher "im Rahmen des vorhandenen Ermessensspielraums korrekt" vorgegangen zu sein.

Der Aufsichtsrat machte aber geltend, dass Umstände nach der Bestellung Sidlos zu diesem Schritt geführt haben, der "zum Wohle des Unternehmens" sei. Anders formuliert: Der Aufsichtsrat machte Reputationsschäden für die Casinos Austria geltend.

Sidlo war auf Initiative der Novomatic bestellt worden. Später gab es eine anonyme Anzeige, wonach die FPÖ im Gegenzug für die Bestellung Sidlos der Novomatic Entgegenkommen bei den Glücksspiellizenzen versprochen habe. Es hat dazu eine Reihe von Hausdurchsuchungen gegeben, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen elf Beschuldigte.

Belegschaftsvertreter gegen Sidlo

Laut "Standard" verwies die Casinos-Vorstandsvorsitzende Bettina Glatz-Kremsner in der heutigen Sitzung auf "die prekäre Situation im Unternehmen" und forderte rasche, klare Entscheidungen des Aufsichtsrates. Die Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat hätten dann den Antrag gestellt, Sidlo abzuberufen, schreibt auch der "Kurier". Die beschuldigten Aufsichtsratsmitglieder haben sich der Stimme enthalten, ein von Novomatic entsandtes Mitglied votierte gegen die Abberufung, die Mehrheit stimmte allerdings dafür, schreibt der Standard.

Aus Sicht des Unternehmens heißt die heutige Abberufung "aus wichtigem Grund", dass Sidlo mit sofortiger Wirkung und ohne weitere Ansprüche ausscheidet. Sollte dies Sidlo anders sehen, kann er jedenfalls zu Gericht gehen.

Sidlo sagte auf APA-Anfrage, ob er auf die Einhaltung des Vorstandsvertrags pochen werde, dass er sich zuerst den Abberufungsbeschluss im Detail ansehen möchte.

Aktionäre zurückhaltend

Von den drei Großaktionären wollte sich Novomatic auf APA-Anfrage nicht zur Aufsichtsratssitzung äußern. Die ÖBAG, die die Anteile der Republik Österreich verwaltet, schob alle Verantwortung von sich. Die ÖBAG "hat keine näheren Kenntnisse zu den Erwägungen des Aufsichtsrates, da unter Berufung auf das Aktienrecht keine Aufsichtsratsunterlagen an die ÖBAG weitergeleitet werden" teilte sie in einer Aussendung mit. "Die ÖBAG gehe davon aus, dass es sich bei der Abberufung um eine faktenbasierte Entscheidung handelt, die der Aufsichtsrat sorgfältig abgewogen und zum Wohl der CASAG getroffen habe". Die Staatsholding wolle sich nun mit den anderen Aktionären darum bemühen, "dass sich die CASAG in ruhigeren Zeiten wiederfindet und sich die volle Leistungsfähigkeit des Unternehmens entfalten kann".

Die Sazka-Gruppe, die sich bei der Sidlo-Bestellung nach heftigem Widerstand letztlich der Stimme enthalten hatte, begrüßt die heutige Entscheidung "als einzige und bestmögliche Entscheidung im Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter". Die Sazka-Gruppe bedanke sich für die breite Zustimmung der Initiative der Belegschaftsvertreter zur Abberufung des Vorstandsmitglieds Sidlo.

U-Ausschuss soll Causa klären

SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer begrüßte die Abberufung Sidlos in einer Aussendung. Er will in dem von SPÖ und NEOS einberufenen Untersuchungsausschuss aufklären, wer die politische Verantwortung dafür trage, dass Sidlo in diese Funktion gekommen ist. "Dass der für die Koordination der Regierungsarbeit zuständige Kanzleramtsminister Blümel und in weiterer Folge Altkanzler Kurz davon nichts wussten, erscheint mir, euphemistisch gesagt, wenig glaubhaft", so Krainer.

Der freiheitliche Generalsekretär Christian Hafenecker spekulierte in einer Aussendung, ob an Stelle des früheren FPÖ-Bezirksrates Sidlo nun die frühere Grüne Parteichefin Eva Glawischnig in den Casinos Vorstand entsandt werden könnte. Glawischnig ist Nachhaltigkeitsbeauftragte der Novomatic.