Venture-Capital? „Zeitlich begrenzte Kapitalbeteiligung an jungen, innovativen, nicht börsennotierten Unternehmen“, definiert das Lexikon. Mit einem Wort: Risikokapital. „In diesem Bereich hinken wir in Österreich massiv hinterher“, sagt Herbert Gartner von der Investmentfirma eQventure in Graz als einer der aktivsten Businessangels des Landes.

„2018 wurden in Österreich laut Ernst & Young nur 173 Millionen Euro  Venture Capital in Start-ups investiert. Um mit Deutschland BIP-äquivalent mitzuhalten, wo 2018 knapp fünf Milliarden Euro investiert wurden, müssten wir diese Summe verdreifachen“, sagt Gartner. „Sind wir zu lange im Rückstand, bekommen wir ein Problem. Wir brauchen mehr Angel-Investoren und mehr High-Tech-Start-ups.“

Der Schwenk der SFG

Der Unternehmer und Investor hat mit der Wirtschaftsförderung SFG eine neue Risikokapitaloffensive des Landes mitkonzipiert. Der Einsatz von Venture Capital ist bei der SFG noch schwach ausgeprägt. Nur drei der aktuell 50 Beteiligungen bei 43 Unternehmen fallen in die Kategorie. Mit dem neuen Programm ändert die SFG ihre Ausrichtung.

„Unsere Offensive soll das große Gründerpotenzial in der Steiermark heben“, gibt SFG-Chef Christoph Ludwig das Ziel aus. „Der Bedarf junger Unternehmen nach Eigenkapital und Investments im Bereich der Digitaltechnologie steigt, darauf reagieren wir.“

High-Tech-Start-ups gesucht

Der typische Steckbrief von Unternehmen, die ins Programm passen: Der inhaltliche Schwerpunkt liegt in der Digitalisierung, sie sind hochinnovativ, haben nicht mehr als 50 Mitarbeiter und befinden sich in der sogenannten Seedphase, also im ersten Abschnitt ihres Lebenszyklus. Die Beteiligung der SFG in Form von Venture Capital betrage zwischen 25.000 und 150.000 Euro, immer gemeinsam mit einem Privatinvestor, der Kapital in zumindest der gleichen Höhe wie die SFG einbringt. Die Gründer erhalten die Möglichkeit, den SFG-Anteil binnen fünf Jahren zu festgelegten Zinsen zurückzukaufen; eine seltene Option bei Finanzierungspartnerschaften.

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Investor Herbert Gartner, SFG-Chef Christoph Ludwig
Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Investor Herbert Gartner, SFG-Chef Christoph Ludwig © SFG/Schiffer

„Um die Lücke an Start-ups zu schließen, bevorzuge ich als Unternehmer den Weg von unten nach oben. Der Staat kann Leute motivieren zu gründen, das Kapital auf einfache Weise verdoppeln und damit langfristig gut verdienen“, so Gartner. Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (VP) streicht heraus, wie wichtig technologieorientierte Gründer für den Standort sind: „Sie stärken das steirische Innovationspotenzial und schaffen Arbeitsplätze in den Regionen.“

Starke Beteiligungen

Seit 2015 ging die SFG 38 Beteiligungen mit einem Volumen von 10,5 Millionen Euro ein. Eine Analyse zeigt, dass man mit der Auswahl richtig liegt, denn das Umsatzwachstum der Unternehmen mit SFG-Anteil beträgt im Schnitt 18 Prozent – ein hoher Wert. Die Beteiligungen der Förderungsgesellschaft lösten zudem fast viermal so hohe Gesamtfinanzierungen für die Unternehmen aus. Schwerpunkte bisher waren Forschung, Entwicklung, Markterschließung und Wachstum, nun geht es auch in die Digitalisierung.