Die Seidenstraße wird oft als chinesischer Traum bezeichnet – ist sie das?
LIU CHANG: Der chinesische Traum ist eigentlich, dass alle Chinesen ein gutes und wohlhabendes Leben führen können. Die Seidenstraße ist eine wichtige Intiative für internationale Zusammenarbeit.

Welche Rolle nimmt der Hafen Triest in Ihren Überlegungen ein?
Triest ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Seeverbindungen. Über Triest kann man schnell technische Waren auf den Kontinent bzw. über den Landweg nach Asien transportieren. Kärnten befindet sich in einer sehr günstigen geografischen Lage in der Dreiländerzone. Kärnten ist auch sehr gut auf die Seidenstraße vorbereitet – immer mehr chinesische Partner kommen jetzt nach Kärnten.

Europäische Politiker warnen davor, die Seidenstraße würde zur Einbahnstraße für China.
Ich kann diese Skepsis verstehen, weil die Neue Seidenstraße ein Novum ist. Aber tatsächlich ist die Seidenstraße eine Kooperationsplattform, die für alle offen ist.

Wie sehr aber wird sich China westlichen Unternehmen öffnen?
Es ist ein Upgrade der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik im Gange. China ist das zweitgrößte Land der Welt für Importe – das hat man oft nicht bemerkt. Die Tür Chinas ist offen für alle ausländischen Unternehmen. Der Realzoll ist auf 4,4 Prozent gesunken, in der EU sind es 3 Prozent. Natürlich versucht auch China die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren zu verbessern.

Fürchten Sie sich davor, dass der Handelsstreit mit den USA weiter eskaliert?
Ich habe keine Angst und keine Panik. Wir sind ganz gelassen, der Handelsstreit kommt nicht aus China. Man kann Differenzen durch Verhandlungen verhindern – wir wollen den Streit nicht hochspielen.

Was ist das Angebot Chinas an die USA?
Man kann über alles sprechen, man kann aber uns nichts diktieren und uns zu nichts zwingen. Ich gehe davon aus, dass auch die US-Amerikaner wissen, dass der Handelsstreit, wenn er weiter eskaliert, auch den Interessen der US-amerikanischen Unternehmen schadet. Man sieht es bei den Bauern, aber auch bei den Hightech-Unternehmen: Die wollen da nicht mitspielen. China ist ein großer Absatzmarkt, auf dem sie sich weiter entwickeln wollen.

Manche sehen darin die Vorboten eines Kampf um die ökonomische Weltherrschaft.
Wir Chinesen haben keine Ambitionen, die Welt zu beherrschen. Wir waren nie Weltpolizist und wollen es nicht werden.

An Huawei scheinen die USA jetzt ein Exempel zu statuieren.
Was jetzt mit Huawei passiert ist unfair und reines wirtschaftliches Mobbing. Viele Unternehmen, auch in Europa und USA sind sehr enttäuscht, wenn man ein Unternehmen mit politischen Mitteln aus dem Markt drängt. Das ist ein gefährliches Signal für Unternehmen, die sich an Marktregeln halten.

Chinesen sind sie am stärksten wachsende Touristengruppe in Kärnten. Wären Sie Hotelier, was würden Sie tun, für um Chinesen attraktiv zu werden?
Kärntens Seen und Berge sind sehr interessant. Ich würde heißes Wasser und chinesischen grünen Tee anbieten (lacht). Ein kleines Kärtchen in den Hotels auf Chinesisch, um zu erfahren, wo man was bekommen kann, wäre hilfreich – Deutsch ist in China nicht so populär.