Die Stadt Wien will mit einer Arbeitsstiftung jenen Mitarbeitern helfen, die vom angekündigten Stellenabbau im Opel-Werk - die Kleine Zeitung berichtete vorab - betroffen sind. "Wir sind für die Leute da und versuchen, den Standort abzusichern", unterstrich am Dienstag auf APA-Anfrage ein Sprecher von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Unterdessen häuft sich die Kritik am Opel-Eigentümer PSA.

Die Arbeitsstiftung der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (WAFF) gebe es bereits seit längerem. Erst im Vorjahr baute das Unternehmen 140 Mitarbeiter ab. Nun soll damit den "betroffenen Menschen unter die Arme gegriffen werden", hieß es aus dem Hanke-Büro. Ab dem Tag, wo die gekündigten Opel-Mitarbeiter in die Stiftung aufgenommen werden, bekommen sie Arbeitslosengeld und Unterstützung bei Umschulungsmaßnahmen.

Auftrag läuft aus

Wie bekannt wurde, muss die Getriebe- und Motoren-Fabrik von Opel in Wien-Aspern 350 bis 400 Stellen abbauen. Grund dafür ist das Auslaufen eines Getriebe-Großauftrages. In diesem Zusammenhang kritisierte die Gewerkschaft die Stadtregierung. Diese hätte das schon seit längerem in Schwierigkeiten steckende Opel-Werk zwar mit einer Millionenförderung unterstützt. Aber als Bedingung für die Förderung seien lediglich der Fortbestand des Werkes und weiterer Investitionen festgelegt worden, nicht jedoch die Zahl der Arbeitsplätze, die erhalten bleiben müssen, lautete der Vorwurf.

Das will die Stadt so nicht stehen lassen. Die Förderung sei einstimmig im Wiener Gemeinderat beschlossen worden, sagte Hankes Sprecher. Konkret soll damit der Innovationsprozess zur Entwicklung eines Sechs-Gang-Getriebes unterstützt werden. Die Subvention sei sehr wohl mit Sanktionsmechanismen versehen, falls es zur Einstellung des Projekts und zu Kündigungen kommen sollte, wurde weiters klar gestellt.

Standortpaket

Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp kritisierten via Aussendung auch scharf das Verhalten des Opel-Eigentümers PSA. 2015 sei zwischen der Belegschaft und der Geschäftsführung nämlich ein Standortsicherungspaket vereinbart worden. Ziel des Vertrages sei gewesen, das Werk langfristig abzusichern und eine "zukunftsorientierte, wettbewerbsfähige und nachhaltige Produktion" sicherzustellen, hieß es.

"Die Beschäftigten haben ihren Teil der Vereinbarung eingehalten und auf zwei Prozent ihres Lohnes verzichtet. Der PSA-Konzern hat aber nichts unternommen, um ein ausreichendes Produktionsvolumen für den Standort Aspern sicherzustellen. Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir bereits seit mehr als einem Jahr darauf hingewiesen, dass es Nachfolgeprodukte für das Werk in Wien braucht", ärgerten sich Toni Steinmetz, Landessekretär der PRO-GE Wien und Mario Ferrari, Geschäftsführer der GPA-djp Wien. Die Gewerkschaft werde nun Klage gegen die vereinbarte Lohnabschmelzung einbringen, wurde in der Aussendung angekündigt. Überdies wird ein "ordentlicher" Sozialplan mit Arbeitsstiftung für die Betroffenen gefordert.

Kritik an Regierung

Scharfe Kritik an Opel-Eigentümer PSA kam auch von Wiens Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl. "Das ist nicht der respektvolle Umgang mit den Beschäftigten, den wir uns von einem verantwortungsbewussten Unternehmen erwarten." Die Beschäftigten seien "immer loyal" zu Opel gestanden und hätten - wenn nötig - ihren Beitrag geleistet, unterstrich sie in einer Aussendung. Das müsse bei den Sozialplan-Verhandlungen berücksichtigt werden.

Vorwürfe gibt es auch gegen die Bundesregierung. Neben den Gewerkschaften attestiert auch SPÖ-Industriesprecher Rainer Wimmer Türkis-Blau Untätigkeit. "Die Belegschaft wird hier völlig im Regen stehen gelassen. Wo sind die Sozialministerin und die Wirtschaftsministerin?", fragte er in einer Aussendung.