"T-Mobile startet 5G-Netz" mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Infrastrukturminister Norbert Hofer, Vorstand Srini Gopalan. T-Mobile Austria und die Deutsche Telekom starten gemeinsam mit der Vertreterin und den Vertretern der Bundesregierung das erste 5G-Netz in Österreich und im Konzern der Deutschen Telekom und demonstrieren Anwendungsbeispiele für den nächsten Kommunikationsstandard 5G.

Bei aller aktuellen Omnipräsenz des Begriffs sind aber weiter viele Fragen offen. Wofür etwa braucht man 5G überhaupt? Ab wann und in welchen Bereichen wird es für Konsumenten relevant? Und wie funktioniert die Technologie hinter dem Schlagwort? Nun, auf der Suche nach Antworten kommt man aktuell kaum an jenen Anwendungsszenarien vorbei, die von der Mobilfunkbranche (vor-)gezeichnet werden. Klar ist, dass 5G – also die fünfte Mobilfunkgeneration – mobiles Breitband deutlich aufwerten wird. Von Downloadgeschwindigkeiten bis zu 2 Gigabit pro Sekunde ist die Rede, auf Tablet oder Smartphone soll etwa Live-TV im hochauflösenden Ultra-HD-Standard ruckelfrei übertragen werden. Bei der Telekom Austria heißt es, dass 5G die „Kapazität mobiler Netzwerke um den Faktor 25 steigern wird“.

Echtzeit

Auch zeichnet das kommende Mobilfunknetz eine extrem niedrige „Latenzzeit“ aus. Die so bezeichnete technische Reaktionszeit liegt im Bereich von einer Millisekunde, was für industrielle oder medizinische Anwendungen entscheidend ist und auch selbstfahrende Autos salonfähig machen soll.

Eine verspieltere Lösung zeigte der chinesische Konzern ZTE auf dem Mobile World Congress in Barcelona: Ein Roboter war per 5G-Netz mit seinem Bediener verbunden und legte ob Echtzeit-Steuerung auf die Millisekunde ein Tänzchen mit einem Menschen aufs Parkett. Nicht zuletzt soll 5G selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten in Zug oder Auto zuverlässig funktionieren. Was aber steckt nun technisch hinter diesen vielen Versprechungen?

New Radio

Kurz: 5G bringt keine neuen Frequenzen, keine neuen Funkwellen, sondern bestehende werden besser genutzt. Aktuell wurde ja das 3,4-bis 3,8-Gigahertz-Band vergeben. Es wurde zuvor von lokalen Internet-Anbietern verwendet. 2020 folgt das 700-Megahertz-Band, auf dem vor einigen Jahren noch das TV-Programm des ORF lief.

Massive Mimo

Aber was macht 5G nun so besonders? Da ist einmal die bereits erwähnte Latenzzeit. Darüber hinaus kann eine 5G-Antenne ihren Funkstrahl gezielt auf ein Gerät ausrichten und verbessert so den Empfang. Zu guter Letzt ermöglicht 5G sogenanntes Massive Mimo. Bei 2G war ein Handy mit einer Antenne verbunden. War der Empfang schlecht, hatte man Pech. Inzwischen können Smartphones mehrere Antennen ansteuern und wählen die mit dem besten Empfang. Massive Mimo geht weiter. Das Handy verbindet sich gleichzeitig mit vielen Antennen und bekommt von jeder Datenpakete. Das beschleunigt die Internetverbindung.

Freilich: Aus Konsumentensicht sprechen wir hier großteils von Zukunftsmusik. Weil den Anwendungsfällen gegenübersteht, dass sämtliche Staaten erst mit dem Aufbau des neuen Netzes beginnen, ist in Tagen wie diesen gar von einer „5G-Illusion“ die Rede. Zumindest Hersteller haben ihre Lektion gelernt. Im Gegensatz zur LTE-Einführung 2010 stellten Huawei, Nokia, Samsung oder Xiaomi bereits 5G-fähige Smartphones vor. Vor dem Jahr 2021 werden diese in Österreich dennoch kaum sinnvoll einsetzbar sein.

Gesundheit: „Wir haben keine einzige Studie“

Während 5G in der Welt der Technik ob schnellerer Geschwindigkeiten und kürzerer Reaktionszeiten Euphorie auslöst, melden sich aus Wissenschaft und Medizin kritische Stimmen. In einem offenen Brief an die EU-Kommission formulierten 180 Forscher und Ärzte ihre Bedenken zum 5G-Ausbau: Die Entwicklung solle gestoppt werden, bis potenzielle Risiken für die Gesundheit umfassend erforscht wurden. Die EU widerspreche mit einer Ausrollung ohne vorherige Untersuchungen dem Vorsorgeprinzip.

„Jetzt, am Beginn dieser Entwicklung, müssen wir uns keine gesundheitlichen Sorgen machen“, hält Norbert Vana dagegen. Er ist Leiter des Wissenschaftlichen Beirats Funk, die österreichische Instanz für die Bewertung der Studienlage rund um Mobilfunk und Gesundheit. Der Schritt von 2,6 Gigahertz (LTE) zu 3,8 Gigahertz (5G-Frequenzen, die nun versteigert wurden) mache keinen großen Unterschied. Keinerlei Wissen gebe es aber über die gesundheitlichen Auswirkungen von höheren Frequenzen (bis 10 Gigahertz), die bald für die neue Technologie verwendet werden könnten. „Dann wird es neue Grenzwerte brauchen, an denen die WHO aber bereits arbeitet“, sagt Vana - und erklärt: Je höher die Frequenz, desto weniger tief dringen Strahlen ins Gewebe ein. Bei den neuen Frequenzen gelange die Strahlung weniger als einen Zentimeter tief in den Körper, belastete Organe wären also Haut und Augen.

"Gesundheitlichen Aspekt nicht ausblenden"

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien, hingegen sieht die Entwicklung kritisch: „Wir haben keine einzige Untersuchung dazu, wie sich diese Art von Mobilfunkwellen biologisch auswirkt.“ Laut Hutter sei keine Panik angesagt, man könnte den gesundheitlichen Aspekt aber auch nicht ausblenden. Da hochfrequente Strahlung nur geringe Reichweiten hat, werde es viel mehr Antennen im öffentlichen Raum brauchen - wie sich das auswirken werde, sei völlig unklar. „Der Umgang mit der Technologie wird beherrscht von wirtschaftlichen Überlegungen, aber sicher nicht von gesundheitlichen“, kritisiert Hutter. Dieser völlige Mangel an wissenschaftlichen Fakten sei es auch, der das Feld für Panikmache und Verschwörungstheorien öffne.