Im Tarifstreit des Sicherheitspersonals an deutschen Flughäfen droht am heutigen Dienstag der bisher umfassendste Warnstreik. Die Gewerkschaft Verdi hat an acht Flughäfen zum Arbeitskampf aufgerufen. Außer in Frankfurt sind Warnstreiks in Hamburg, München, Hannover, Bremen, Leipzig/Halle, Dresden und Erfurt angekündigt. Demnach hat in Frankfurt das Sicherheitspersonal um zwei Uhr früh die Arbeit niedergelegt, der Streik soll bis 20 Uhr am Abend dauern. Auch Flüge aus Österreich sind betroffen.

Von Wien aus werden die Flughafen-Standorte Frankfurt, München, Hamburg, Leipzig und Hannover direkt angeflogen, hieß es vom Flughafen Wien. Der Flughafen empfiehlt allen Reisenden, sich bei ihrer Fluglinie zum Status ihres gebuchten Fluges zu erkundigen.

Die AUA fliegt unverändert ihr Programm

Die AUA belasse ihr Flugprogramm nach Deutschland unverändert, hieß es am Montag aus der Lufthansa-Tochter zur APA. Nach Frankfurt und Hamburg würden teilweise größere Flugzeuge eingesetzt (A321 statt A320). AUA-Passagiere, die ihren jeweiligen Flug aufgrund des Streiks nicht erreichen könnten, würden kostenlos umgebucht.

Reisende, die in Frankfurt oder München nur zwischenlanden und bereits kontrolliert wurden, sollen nicht vom Ausstand betroffen sein, sofern sie im Sicherheitsbereich bleiben.

In Frankfurt 470 von 1200 Flügen gestrichen

Allein in Frankfurt dürfte nach derzeitiger Planung etwa jeder dritte Flug ausfallen. Nach Angaben des Betreibers Fraport haben die Fluggesellschaften am größten deutschen Airport insgesamt bereits etwa 470 An- und Abflüge gestrichen - Stand Montag. Geplant waren an dem Tag einem Fraport-Sprecher zufolge 1.200 Flugbewegungen. Bei regulärem Flugbetrieb wären an diesem Dienstag etwa 135.000 Passagiere am Frankfurter Flughafen erwartet worden. Die Gewerkschaften Verdi und DBB haben das Sicherheitspersonal in Frankfurt aufgerufen, am Dienstag in der Zeit von 2.00 Uhr bis 20.00 Uhr ihre Arbeit niederzulegen. Fraport riet Passagieren, nach Möglichkeit gar nicht erst zum Terminal zu kommen.

"Es wäre den Arbeitgebern möglich gewesen, auf die Warnsignale zu reagieren. Dadurch, dass sie - völlig unverständlich - keine Bereitschaft gezeigt haben, ein verbessertes Angebot vorzulegen, ist eine Ausdehnung der Warnstreiks notwendig geworden", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Ute Kittel in einer Mitteilung.

Gewerkschaft fordert einheitliche Bezahlung

Die Gewerkschaften fordern für die deutschlandweit 23.000 Beschäftigten im Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrolle an den Flughäfen eine einheitliche Bezahlung. Verdi verlangt brutto 20 Euro pro Stunde, der Beamtenbund fordert 19,50 Euro Stundenlohn. Bisher sind die Stundenlöhne in der Branche regional sehr unterschiedlich geregelt. Verdi pocht auf deutliche Lohnerhöhungen auch in Ostdeutschland. "Die Sicherheit im Osten ist nicht weniger wert, und die Beschäftigten sind nicht weniger wert", sagte Kittel am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Eine falsche Postleitzahl in der Geburtsurkunde rechtfertige nicht, dass die Beschäftigten 6 Euro weniger verdienen. Die nächsten Verhandlungsrunden sind für den 23. und 24. Jänner in Berlin vereinbart.

220.000 Passagiere betroffen

Nach Einschätzung des deutschen Flughafenverbandes ADV werden die Warnstreiks dazu führen, dass das deutsche Flugnetz lahmgelegt wird. An den acht Flughäfen werden etwa 220.000 Passagiere von Flugstreichungen und Verspätungen betroffen sein, teilte der Verband am Montag mit. "Weitere zehntausend Passagiere kommen an den Flughäfen hinzu, von denen keine Flüge zu den bestreikten Flughäfen 'rausgehen können." Der Verband verurteilte den "Streikexzess" von Verdi. "Jede Dimension eines Warnstreiks wird gesprengt", kritisierte der ADV. "Dauer und Umfang der Streiks sind unverhältnismäßig und mehr als rücksichtslos und den Flughäfen sind die Hände gebunden."