Es ist ein Zufall, dass die 48. Filiale des Schuhhändlers CCC in Österreich, die heute in Telfs (Tirol) eröffnet wird, eine ehemalige Charles-Vögele-Niederlassung ist. „Es gibt zwar interessante Standorte, aber wir sind kein Interessent für das Gesamtpaket Vögele“, sagt Gerald Zimmermann, Chef von CCC Austria – auch vor dem Hintergrund, dass heute ein Lostag für die insolvente Modekette ist (siehe unten).

CCC ist ein polnisches Unternehmen, doch spielt Graz darin eine besondere Rolle. Von hier aus lenkt Zimmermann seit 2013 die Standorte in Österreich, Slowenien, Kroatien und auch Deutschland – wobei in Deutschland Anfang des Jahres ein eigener Geschäftsführer installiert wurde. „Wir sind so stark gewachsen, dass das für einen zu viel geworden ist“, erklärt Zimmermann.

50 Millionen Paar Schuhe im Jahr

CCC entwickelte sich nach eigenen Angaben innerhalb weniger Jahre zum größten Schuherzeuger und zum zweitgrößten Schuhhändler in Europa. 2017 schaffte der an der Warschauer Börse notierte Konzern erstmals die Umsatzmilliarde und legte im ersten Halbjahr 2018 9,5 Prozent zu. Die Gruppe beschäftigt 12.000 Mitarbeiter, betreibt 960 Geschäfte in 20 Ländern, einen stark wachsenden Onlineshop und verkauft jährlich 50 Millionen Paar Schuhe.

Dabei sei die Expansion noch lange nicht abgeschlossen, betont Zimmermann, der 2013 mit der ersten CCC-Filiale in Wien gestartet ist. Dass der Grazer in Graz die Zentrale für Zentral- und Südosteuropa stationierte, hat einen praktischen Grund: „Von hier aus bin ich in zwei Stunden in Wien, Laibach und Zagreb.“ In Zentral- und Südosteuropa sei CCC Marktführer.

70 bis 80 Standorte in Österreich als Ziel

In Österreich sieht Zimmermann ein Potenzial für 70 bis 80 Standorte. „Dann wären wir so groß wie H&M. Wir stehen bei rund zwei Dritteln der angepeilten Marktdurchdringung.“ Das Tempo der Expansion hänge von der Verfügbarkeit der anvisierten Standorte ab. „Bei der Auswahl gehen wir sehr selektiv vor. Es zählt die Lage und die Sichtbarkeit. Manchmal müssen wir warten, bis ein Wunsch-Standort frei wird.“

Jeder vierte österreichische Standort ist in der Steiermark, in Kärnten sind es drei. In Österreich arbeiten rund 500 Personen für CCC – auch diese Zahl wird wachsen.

International will sich die Kette in Zentral- und Osteuropa verstärken, „besonders in Russland“. In der Schweiz kaufte CCC im Mai des heurigen Jahres 70 Prozent der Schuhhandelskette Karl Vögele (ein eigenes Unternehmen, nicht zu verwechseln mit Charles Vögele) mit den Marken Vögele Shoes, Bingo Shoe Discount und Max Shoes, die auch in Österreich vertreten sind.

Über das Erfolgskonzept

Das Erfolgskonzept schreibt der Österreich-Chef Dariusz Milek zu. Er ist Gründer, Vorstandschef, Hauptaktionär – „und ein begnadeter Händler und treibende Kraft“. Viel zum Erfolg trage bei, dass CCC nicht nur handle, sondern selbst produziere. „Dadurch ist die gesamte Wertschöpfungskette in unserer Hand. Wir haben weniger Kosten, das wirkt sich auf unser Preis-Leistungs-Verhältnis aus.“ Und auf die Marge, die im zweistelligen Bereich liege, so Zimmermann: „Das ist im Einzelhandel nicht alltäglich.“

Für Europa wird am Stammsitz im polnischen Polkowice produziert – 7000 Schuhe pro Tag. Weitere Produktionen befinden sich in Indien und in Bangladesch.

Gerald Zimmermann
Gerald Zimmermann © CCC/Pribitzer