OMV-Chef Rainer Seele hat am Donnerstag rosige Perspektiven für den Erdgasmarkt in Europa skizziert. "Es gibt keinen Zweifel, dass Erdgas der bevorzugte Treibstoff für die Zukunft ist", erklärte er beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg und forderte Anstrengungen, die Autoindustrie zu mehr Engagement bei Erdgasfahrzeugen zu bewegen.

"Ich bin nunmehr deutlich optimistischer, was den Gasmarkt in Europa betrifft. Vor drei Jahren sprach ich über einen stagnierenden Markt, jetzt sehe ich moderates bis großes Wachstumspotenzial", betonte der Spitzenmanager, der vom Moderator als "großer Freund Russlands" vorgestellt wurde. Als Gründe für seinen Optimismus nannte Seele insbesondere Anstrengungen zum Klimaschutz, die zum vermehrten Einsatz von Erdgas führen würden.

Gas statt Kohle

Kritik übte der OMV-Chef an jener Klimastrategie in Europa, mit der infolge der japanischen Reaktorkatastrophe von Fukushima eigentlich nukleare durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden sollten. "Am Beispiel Deutschland zeigt sich aber, dass die CO2-Emissionen größer wurden, insbesondere durch die Verwendung von billiger Kohle aus den USA", betonte er. Ein Wechsel von Kohle zu Gas bei der Energieerzeugung würde in diesem Bereich die CO2-Emissionen um 40 Prozent senken, betonte er. "Das ist keine Frage von ob, sondern eine Frage von wann. Und das wird den europäischen Gasverbrauch erhöhen", sagte Seele.

In Bezug auf E-Mobilität sprach der gebürtige Deutsche von einer "neuen Infektionskrankheit unter europäischen Politikern", die meinten, damit das Klima retten zu können. Freilich würde in der Stadt kein CO2-Ausstoß zu beobachten sein, aber gerade wenn die nötige Elektrizität mit Kohlekraftwerken produziert würde, spräche das nicht für diese Strategie. Angesichts des Umstiegs von Diesel-zu Benzinautos müssten den Kunden auch erdgasbetriebene Fahrzeuge als Alternative präsentiert werden, forderte Seele. Er regte eine Allianz mit der Autoindustrie an, die sich bei Erdgasfahrzeugen in ähnlicher Weise wie bei Elektroautos engagieren solle. Als weiteren Faktor zugunsten von vermehrtem Erdgasverbrauch nannte er die Schifffahrt, wo sich durch den Umstieg auf Gas ebenso die CO2-Emissionen senken ließen.

Gas aus Norwegen, Nordafrika, dem Iran und den USA nach Europa sei nicht konkurrenzfähig mit russischen Lieferungen, betonte er. Europa solle daher bereit sein, noch mehr Gas aus Russland zu importieren und mehr Kapazitäten für den Gastransport zu errichten. "Ich trete aus diesem Grund kategorisch für Nord Stream 2 ein. Das ist eine Pipeline, die es geben muss", schloss der OMV-Chef.