Casinos-Austria-Chef Karl Stoss hat den teilstaatlichen Glücksspielkonzern vor der Übernahme durch den Erzrivalen Novomatic und ein tschechisches Konsortium ordentlich aufgehübscht. Am Freitag präsentierte er für die zwölf Spielbanken in Österreich und die Lotterien operative Rekordergebnisse. Der Umsatz im Konzern ist 2015 aber gesunken. Die Auslandscasinos und die Automatensalons sind defizitär.

Der gesamte Glücksspielkonzern setzte im Vorjahr 3,599 Mrd. Euro um, etwas weniger als 2014 (3,619 Mrd. Euro). Das Betriebsergebnis stieg von 69,2 Mio. Euro auf 100,5 Mio. Euro, wie Stoss am Freitag bekannt gab. Zu verdanken war dies vor allem der rigiden Kostenstruktur. Sowohl die zwölf Inlandspielbanken als auch die Lotterien spielten operative Höchstwerte ein.

Große Pläne für die Zukunft kann Stoss derzeit nicht wälzen, ist doch der Einstieg der neuen Eigentümer noch nicht unter Dach und Fach. Novomatic hat Kaufverträge für 39,48 Prozent der Casinos Austria und 23,11 Prozent der Tochter Lotterien unterschrieben, jedoch mit aufschiebender Wirkung, erklärte Stoss am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz. Die Emma Capital und die KKCG, Mutter der tschechischen Lotterie Sazka, der Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc, halten indirekt bereits 11,35 Prozent am österreichischen Casinos-Konzern. Novomatic und die Tschechen wollen ihre Casinos-Anteile in ein gemeinsames Joint Venture einbringen.

Kartellbewilligungen abwarten

Bis es so weit ist, dauert es aber noch bis mindestens Ende 2016, Anfang 2017, sagte Stoss. Es sind nämlich kartell- und wettbewerbsrechtliche, aufsichtsrechtliche sowie übernahmerechtliche Bewilligungen in zahlreichen Ländern, in denen die Player tätig sind, notwendig. Nicht nur Behörden bzw. Gerichte in Österreich, sondern auch jene in Mazedonien, Albanien, Belgien, Australien, Kanada, Deutschland und der Schweiz müssen grünes Licht geben. Das geplante Joint Venture bedarf dann noch einer Extraprüfung.

Stoss würde sich zwar "rasend gern mit den neuen Eigentümern" über das Auslandsgeschäft oder etwaige Überschneidungen am österreichischen Automatenmarkt unterhalten, kann aber nicht. Eine "schwierige Situation", wie er sagt. Stoss, dessen Vertrag Ende 2017 ausläuft, würde "sehr gerne" Chef der Casinos-Austria-Gruppe bleiben. "Aber das ist Sache der Eigentümer."

Heuer sind weder im Inland noch im Ausland größere Sprünge geplant. Im Ausland "haben wir alle Betriebe im schwarzen Bereich. Wir denken nicht an einen Verkauf", so der Konzernchef. 2015 hat es die Auslandstochter Casinos Austria International (CAI) noch nicht in die schwarzen Zahlen geschafft, wenngleich der Verlust von knapp 11 auf 3,8 Mio. Euro zurückging. "2016 rechne ich mit einer schwarzen Null", so Stoss.

Lotterienverbot in Russland und Kanada

Die von der CAI betriebene Lotterie in der russischen Teilrepublik Baschkortostan befindet sich gerade in Abwicklung, sagte der Casinos-Boss. Russland hat mit 2014 alle privaten Lotterien verboten. Ähnliches Ungemach dräut auch in Kanada, wo die CAI ihre erfolgreichste Spielstätte betreibt. Die Glücksspielbehörde in Ontario überlege, 2017/18 alle Casinos selbst zu übernehmen und den Indianern, denen die CAI-Spielstätte gehört, ihren Eigentümerstatus abzuerkennen. Die CAI wäre dann auch als Betreiberin draußen.

Für Sopron hingegen, dem dritterfolgreichsten Auslandscasino, wurde die Lizenz kürzlich um weitere zehn Jahre verlängert, der Vertrag mit den Schiffscasinos um fünf Jahre. In Mazedonien soll die Zahl der Video Lottery Terminals (VLT) genannten Automaten von derzeit etwas mehr als 1.000 auf 1.500 bis 1.800 erhöht werden.

Im Inland ist die Kugel 2015 so richtig gerollt. Die zwölf Spielbanken spielten die höchsten Umsätze (311 Mio. nach 258 Mio. Euro) ihrer Geschichte ein, ihr Jahresüberschuss ist deutlich von knapp 17 Mio. auf 20 Mio. Euro gestiegen. Die Renovierung der bestehenden Standorte habe sich ausgezahlt, so Stoss. In den Umbau in Salzburg (Schloss Kleßheim) hat der Konzern allein 2015 fast 7 Mio. Euro investiert, in Graz "wollten wir uns auf das Verbot des kleinen Glücksspiels vorbereiten und haben mehr Automaten aufgestellt." Der neue Standort Zell am See ersetzt im Bundesland Salzburg Bad Gastein. Insgesamt haben die Casinos Austria voriges Jahr 50 Mio. Euro investiert, davon flossen 23 Mio. Euro in die letzte Leasingrate für das Casino Baden.

Neue Automaten

"Heuer werden wir an die 30 Mio. Euro investieren, davon 16 Mio. Euro in einen neuen Automatenpark", kündigte Stoss an. Die Casinos müssen viele alte Autmaten auswechseln, da diese nicht ans Bundesrechenzentrum (BRZ) angeschlossen werden können, wie dies seit 2016 verpflichtend für alle Geräte vorgeschrieben ist.

Der BRZ-Anschluss sowie strengere Spielerschutzbestimmungen wie Eingangskontrollen haben den Konzern 2015 viel Geld gekostet. Die 15 (seit Jänner 16) WINWIN-Automatenhallen haben 2015 einen Verlust von 2,4 Mio. Euro geschrieben, nach einem Plus von 1,9 Mio. Euro im Vorjahr. "Wir mussten auch die Anzahl der Automaten von 850 auf 638 reduzieren. Jetzt sind nur mehr 50 pro Standort erlaubt", so Stoss. Obwohl die Lotterien - das WINWIN-Geschäft hängt an dieser Tochtergesellschaft - von Gesetzes wegen 5.000 VLT betreiben dürften, will Stoss erst einmal nur "dort oder da" kleinere Standorte eröffnen. Dies auch im Hinblick auf Novomatic als wahrscheinlichen neuen Eigentümer. Das Kartellgericht werde den Automatenmarkt "in besonderem Maße prüfen", so Stoss. Novomatic ist Marktführer bei der Herstellung von Glücksspielgeräten sowie beim Betrieb von Automatensalons. Die Casinos Austria sind schon jetzt große Kunden der Niederösterreicher: Knapp 43 Prozent der VLT-Geräte stammen von Novomatic und 35 Prozent der Geräte in den zwölf Spielbanken, sagte Stoss.

In den Inlandscasinos konnte der Konzern die Besucherzahlen deutlich steigern. Vor allem Gäste aus dem Ausland zocken gerne in Österreich, sie machten 2015 schon die Hälfte der 2,7 Millionen Besucher aus. In Wien, dem größten Casino in Österreich, gibt es seit kurzem einen "VIP"-Raum für Superreiche. "Da haben wir ein Einspielergebnis von 56.000 Euro pro Stunde", sagte Stoss. Genutzt wird dieser Raum vor allem von Betuchten aus dem asiatischen und arabischen Raum; Russen haben wegen der Krise in ihrer Heimat ausgelassen. Generell, meint Stoss, sitzt das Börserl wegen der Deflationsstimmung derzeit locker.

Das klassische Lottospiel hat 2015 dank vieler Jackpots stark zugelegt. Cashcow des Konzerns war aber erneut die Internetplattform win2day at, die mehr als 850.000 Kunden zählt. Mehr als ein Viertel zockt schon über mobile Geräte, sagte Stoss.

Über die guten Bilanzzahlen freut sich auch der Finanzminister. 519 Mio. Euro an spielabhängigen Steuern und Abgaben liefert der teilstaatliche Konzern für 2015 an den Fiskus ab, inklusive der "normalen" Steuerleistungen sind es 589,4 Mio. Euro. An die Spielteilnehmer und Casinogäste wurden voriges Jahr 2,4 Mrd. Euro ausgezahlt. Zum Vergleich: Der gesamte Konzernumsatz betrug knapp 3,6 Mrd. Euro.

(GRAFIK 0359-16, Format 88 x 84 mm)