Die KV-Verhandlungen für die rund 430.000 Handelsangestellten und 20.000 Lehrlinge gehen am heutigen Donnerstag in die zweite Runde. In der ersten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber laut Gewerkschaft kein Angebot vorgelegt. Die GPA fordert einen Gehaltsabschluss über der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 3 Prozent. Aufgrund der weit auseinanderliegenden Brancheneinschätzung erwarten die Vertreter von Gewerkschaft und Wirtschaftskammer keine schnelle Einigung.

Aufgrund der hohen Inflation muss der eigentlich für zwei Jahre abgeschlossene Kollektivvertrag für Handelsangestellte neu aufgeschnürt werden. Die Sozialpartner hatten im Vorjahr vereinbart, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 die KV-Erhöhung für 2026 neu verhandelt werden muss.

Die erste Verhandlungsrunde ist in der vergangenen Woche erwartungsgemäß ohne Einigung zu Ende gegangen. „Seitens der Arbeitgeber wurde kein Angebot vorgelegt“, hieß es damals von der Gewerkschaft GPA nach siebenstündigen Verhandlungen. In dieser Woche sind die Betriebsräte über den Stand der Dinge informiert worden.

„Wir werden nicht akzeptieren, dass die Leistung der Handelsangestellten in Abrede gestellt wird, während sie gleichzeitig die immer noch hohen Kosten für das alltägliche Leben bewältigen müssen“, betonte Chefverhandler und GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari in der Vorwoche nach der ersten Runde. GPA-Kollege Martin Müllauer stellte den Arbeitgebern die Rute ins Fenster: „Wenn es hier weiterhin kein Entgegenkommen seitens der Arbeitgeber gibt, sind wir bereit weitere Maßnahmen zu setzen.“

ABD0040_20251106 - WIEN - ÖSTERREICH: GPA-Bundesgeschäftsführer und gewerkschaftliche Chefverhandler für den Handels-KV, Mario Ferrari (l.), und WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik am Donnerstag, 06. November 2025, im Rahmen eines Medien-Statements vor Beginn der Handels-KV-Verhandlungen in Wien. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
GPA-Bundesgeschäftsführer und gewerkschaftliche Chefverhandler für den Handels-KV, Mario Ferrari (l.), und WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik zum Beginn der Handels-KV-Verhandlungen in Wien © APA / Hans Klaus Techt

„Verständnis für unsere Argumente“

Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel, gab sich nach dem Treffen versöhnlich. „Das Gesprächsklima war in bewährter sozialpartnerschaftlicher Art und Weise sehr konstruktiv und die Arbeitnehmervertreter:innen zeigten durchaus Verständnis für unsere Argumente. Allerdings ist nicht allen bewusst, dass die nun schon fünf Jahre währende Dauerkrise noch nicht vorbei ist und dass diese Tatsache Folgen für die Lohnverhandlungen haben muss“, meinte er. Bis zum nächsten Treffen würden nun auch mögliche Anpassungen im Rahmenrecht durchgerechnet. Die private Interessensvereinigung Handelsverband meinte unterstützend: „Die Arbeitgeberseite hat bereits in der ersten Verhandlungsrunde eine maßvolle, realistische und faire KV-Erhöhung in Aussicht gestellt.“ Diese würde sich „auf der absoluten Oberkante bewegen“, so Geschäftsführer Rainer Will.

Die Gewerkschaft fordert übrigens auch ein Recht auf Aufstockung der Arbeitszeit, wenn regelmäßig Mehrarbeit geleistet wird und eine 50-prozentige Zuschlagsregelung ab der ersten Mehrarbeitsstunde. Eine weitere Forderung sind zusätzliche dauerhafte Freizeittage, ab fünf Dienstjahren bei einem Arbeitgeber einen Arbeitstag, ab zehn Dienstjahren zwei Arbeitstage und ab 15 Dienstjahren drei Arbeitstage.