224 Millionen Pakete stellte die Österreichische Post 2024 im Inland zu. Kann sie diesen Rekord heuer übertreffen? „Wir rechnen mit einem leichten Anstieg der Paketmenge, Voraussetzung dafür ist aber ein starkes viertes Quartal“, sagt Walter Oblin, Generaldirektor des teilstaatlichen Unternehmens, „wir stehen am Beginn der stärksten Saison im Jahr – Weihnachten.“
Um die jährliche Paketflut bewältigen zu können, stellt die Post, sie beschäftigt rund 20.000 Personen in Österreich, fast 1000 zusätzliche Zustellerinnen und Zusteller ein. Sie kommen von Personalleasingfirmen und von Frächtern, mit denen die Post zusammenarbeitet. „Auch unsere eigenen Mitarbeiter werden Überstunden machen, an den Wochenenden und am 8. Dezember“, ergänzt Oblin. Der Tagesrekord im Dezember 2024 lag bei über 1,5 Millionen Paketen.
Für einen neuen Paketrekord sprechen die ersten drei Quartale, in denen die Menge in Österreich um zwei Prozent und der Umsatz um 5,2 Prozent zugenommen haben. Oblin bezeichnet E-Commerce weiterhin als „Wachstumsmotor“, „obwohl wir das herausfordernde Marktumfeld und die Konsumzurückhaltung spüren.“ Im Vorjahr war das Wachstum in den ersten drei Quartalen deutlich größer als heuer. Kurzer Exkurs in die Auslandsmärkte der Post: In der Türkei legte man beim Umsatz neuerlich zu (5,3 Prozent im Vergleich zu 2024, fast 40 Prozent im Vergleich zu 2023), in Osteuropa ließ die Post aber Federn und büßte gegenüber 2024 knapp vier Prozent beim Paketumsatz ein.
Zollfreigrenze soll fallen
Wesentlich zum Paketwachstum bei der Post trug in den letzten Jahren auch das China-Geschäft bei (Temu, Shein). Allerdings steigt die Europäische Union hier nun auf die Bremse. Die EU-Wirtschafts- und Finanzministerinnen und -minister kommen am Donnerstag in Brüssel zusammen, um die Abschaffung der viel kritisierten Zollfreigrenze von 150 Euro für Packerln aus Drittstaaten fertigzuschnüren. Insgesamt wurden im Vorjahr rund 4,6 Milliarden Päckchen aus Drittstaaten in die EU importiert. Die Zahl hat sich laut Kommission seit 2022 vervierfacht. Die Abschaffung der Zollfreigrenze soll ein Zeichen an die europäischen Händler sein.
Das Paketgeschäft wächst, das Briefgeschäft schrumpft indes immer mehr. Das Volumen nahm heuer um acht Prozent ab, der Umsatz ging um sieben Prozent zurück. „Wir werden heuer immer noch 500 Millionen adressierte Briefe transportieren“, sagt Oblin, diese Versorgung wolle die Post weiter anbieten, sie fordert aber Reformen von der Politik. Nach dem Vorbild Deutschlands wünscht sich der Postgeneral ein neues Postmarktgesetz, mehr Spielraum bei der Preisgestaltung und die Anerkennung von SB-Stationen (die in Österreich zuletzt stark ausgebaut wurden). Im Schnitt geben Österreicherinnen und Österreicher zehn Euro pro Jahr für Briefe aus, betont Oblin. Die Sparte ist trotz sinkender Mengen nach wie vor hochprofitabel und trug in den ersten drei Quartalen 90,7 Millionen Euro zum Ergebnis (Ebit) bei – beim Bereich Paket und Logistik waren es zum Vergleich 47,5 Millionen Euro.
Bank99 „ist erwachsen geworden“
Erstmals seit ihrer Gründung vor fünf Jahren landet heuer auch die Post-Tochter Bank99 in den schwarzen Zahlen, 9,1 Millionen Euro beträgt das Ergebnis (Ebit) vor dem letzten Jahresviertel. Die Bank zählt aktuell rund 300.000 Kundinnen und Kunden. Die erste Anleihe im Volumen von 85 Millionen Euro, die die Bank vor Kurzem am Kapitalmarkt begab, war 2,2-fach überzeichnet. Oblin: „Die Bank99 ist erwachsen geworden.“ An einen Börsengang sei derzeit nicht gedacht, aber es werde weitere Kapitalmaßnahmen geben.
Unterm Strich blieb die Post in den ersten neun Monaten 2025 leicht hinter den Ertragszahlen des Vergleichszeitraums 2024, als ein Superwahljahr für zusätzliche Umsätze sorgte. Von Jänner bis Oktober 2025 gab das Betriebsergebnis um 6,6 Prozent auf 135,1 Millionen Euro nach, der Umsatz sank um 1,1 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro. Oblin: „Wir liegen heuer aber deutlich über dem Jahr 2023, das ist eine starke Entwicklung.“