AUA-Chefin Annette Mann kritisiert die Fülle an Kosten am Luftfahrtstandort Österreich, „der nach Deutschland der zweitteuerste in Europa ist - das sagt vieles“, so die Managerin anlässlich der neuesten Unternehmenszahlen fürs Geschäftsjahr 2025 am Donnerstag. Sie fordert aber nicht singulär ein Aus oder Absenken der Luftverkehrsabgabe wie der Flughafen Wien oder Ryanair, sondern eine „Strategie und Perspektive für den Luftfahrtstandort Österreich in die 2030er hinein“.
Es sei die Summe an teuren Komponenten, die die Profitabilität senkten und Billigflieger zum Reduzieren oder Abzug aus Wien brächten, so Mann. Auch für die AUA seien die Kosten „problematisch“. Neben der Luftverkehrsabgabe gehe es um „vergleichsweise hohe Kosten für Sicherheit“, der Vienna Airport sei „kein günstiger“. Auch Überflüge seien teuer und die Kosten für die Kerosinbevorratung seien die höchsten in Europa.
„In Summe müssen wir darauf schauen, dass wir eine Luftfahrtstrategie für Österreich ausarbeiten“, sagte Mann im APA-Interview. Man befinde sich im engen Austausch mit dem Flughafen und der Regierung. Mit dem zuständigen Verkehrsministerium werde „hoffentlich“ eine mittel- bis langfristige Strategie erarbeitet. Denn grundsätzlich bauten Austrian und auch deren Mutter Lufthansa sehr auf den Standort Österreich und das Drehkreuz Wien-Schwechat.
Festhalten am Standort Österreich
Die „problematischen Kosten“ müssten eben sinken, so Mann. Die AUA gehe mit ihrem angekündigten Ausbau in Vorleistung. Als Netzwerk-Airline könne man aber nicht einfach Standorte wechseln wie Billig-Carrier - „und das haben wir auch definitiv nicht vor“. „Wir halten an unserem Flottenerneuerungsprogramm fest“, betonte Mann. Am Standort müsse sich „in den kommenden Jahren aber substanziell in den Rahmenbedingungen etwas ändern“. Als Austrian gehe man mit der Anschaffung neuer Flugzeuge - 27 werden bis Ende des Jahrzehnts neu angeschafft oder getauscht, auf der Langstrecke ist ein kleines Wachstum vorgesehen - in Vorleistung. „Wenn wir in Zukunft sehen, dass Jets nicht profitabel betreibbar sind, weil sich die Bedingungen nicht verbessern, dann muss man das hinterfragen.“
Momentan sei man „guter Dinge“. Dass man kommenden Sommer zwei zusätzliche Flugzeuge bringe, „soll von den Partnern an Ort und Stelle als ehrliches Signal gesehen werden: Unser Anspruch ist, dass wir weiter investieren und weiter wachsen wollen.“
Keine Freude über Abflug der Billig-Konkurrenz
Wieso sind die Austrian Airlines eigentlich nicht froh, wenn Konkurrenz wie Ryanair oder Wizzair in Wien die Zahl stationierter Flugzeuge abziehen oder ganz gehen? Das wäre ein Trugschluss, sagte Mann auf diese Frage sinngemäß. Fünf weniger stationierte Ryanair-Flieger bedeuteten nicht, dass die Kapazität in diesem Ausmaß von und ab Wien sinke. „Sie (Billigflieger, Anm.) fliegen von günstigeren Standorten nach Wien rein, bleiben Konkurrenten von Orten aus, die günstiger sind. Das hilft uns gar nix - eher im Gegenteil“, sagte Mann. Wizz ist ganz abgezogen.
Im internationalen Wettbewerb seien die Standortkosten relevant. „Wir wollen Langstrecken füllen, brauchen Umsteiger aus ganz Europa. Wenn das Umsteigen über Wien teurer ist, als über andere Standorte, dann schadet uns das sehr. Es begrenzt das Wachstum.“ Bei den für die AUA wichtigen Umstiegen aus Nah-/Mittel-Ost in Wien nach USA und Kanada hoffe man darauf, dass sich die Region nunmehr beruhigt. Ab 1. November soll auch wieder Teheran angeflogen werden.
Auf Nachfrage zur „Kostensenkung“, die der Vienna International Airport zuletzt kommunizierte, sagte Mann, dass es sich nicht wirklich um eine Kostensenkung handle. VIE gehe lediglich „auf normale Gebühren zurück, hatte erhöhte als Folgewirkung von Corona. Tatsächlich wird nur aufs eigentliche gesetzliche Maß angepasst.“
Umsatz gesunken
Im besonders bedeutenden dritten Quartal sank der Austrian-Umsatz um vier Prozent auf 754 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 14 Prozent auf 118 Millionen Euro zurück. Die Zahl der Fluggäste stieg um ein Prozent auf rund 4,7 Millionen, die Auslastung erhöhte sich um einen Prozentpunkt auf 88,2 Prozent. Zusammengerechnet nach den ersten drei Quartalen ergab sich ein gegenüber der Vorjahresperiode stabiles EBIT von 74 Millionen Euro, zum Ende des Halbjahres 2025 stand noch ein Minus von 44 Millionen. Euro zu Buche. Der Umsatz stand nach neun Monaten bei 1,93 Milliarden Euro, ein Plus von vier Prozent zum Vorjahreszeitraum.