Weihnachten naht mit Riesenschritten, entsprechend intensiv werden jetzt noch die Werbetrommeln für Adventkalender für Erwachsene gerührt. Der klassische Schoko-Kalender ist zwar dabei, aber nicht der Hauptdarsteller. Die Vielfalt von Adventkalendern für Erwachsene nimmt von Jahr zu Jahr zu, wie Cordula Cerha, Senior Lecturer an der Wirtschaftsuniversität Wien, bestätigt.
Gemeinsam mit Studenten an der Universität für Angewandte Kunst ist sie in einer kleinen, nicht repräsentativen Studie diesem Phänomen auf den Grund gegangen. Dabei gaben 85 Prozent der Befragten an, dass sie positiv zu Adventkalendern für Erwachsene eingestellt sind. 40 Prozent fanden sogar sehr großen Gefallen daran und nur vier Prozent lehnten diese ab. „Es ist ein weiterer Konsumanlass bzw. ein Grund zum Schenken und durch die Feiertage emotional aufgeladen. Dadurch sind die Kundinnen und Kunden weniger preissensibel. Adventkalender werden mit Tradition, Nostalgie und positiven Kindheitserinnerungen verknüpft“, erläutert Cerha. Dreiviertel der Personen, die bei der Befragung, die kurz vor Weihnachten erfolgte, bereits einen Adventkalender hatten, haben diesen geschenkt bekommen. Nur zwölf Prozent kaufen sich selbst einen.
Adventkalender darf auch etwas kosten
In der Beliebtheitsskala liegen selbst bestückte Kalender weit vorne, gefolgt von Gewürzen und Tee sowie Süßigkeiten. Die meisten halten einen Preis von elf bis 20 Euro für angemessen, bei zehn Prozent darf der Adventkalender sogar über 70 Euro kosten. Auch bei den Adventkalendern für Kinder sei feststellbar, dass die Bereitschaft mehr Geld dafür auszugeben, steigt.
Laut Markus Land, Gründer der deutschen Verkaufsplattform Mein Adventskalender, stagniert der Adventkalender-Markt zwar, doch: „Gleichzeitig drängen immer mehr Marken in den Markt.“ Darunter seien der Werkzeughersteller Makita, Müsliriegel-Produzent Corny und die Energydrink-Marke Red Bull. Einige Adventkalender wie etwa vom Schmuckhersteller Purelei würden sehr stark von Influencern beworben, doch diese würden auch selbst welche herausbringen. Eine Vorreiterin sei die Fitness-Influencerin Pamela Reif , die seit 2019 einen eigenen Adventkalender herausbringt. „Daneben werden immer neue Nischen besetzt. So gibt es zum Beispiel Hand-Adventkalender in verschiedensten Variationen, Adventkalender für Manga oder Anime Fans, Energydrink-Adventkalender speziell für Gamer oder Raunacht-Adventkalender“, führt Land aus.
Gutes Geschäft für die Kunden
Für die Unternehmen stehe der Gewinn nicht immer im Vordergrund. Oft seien Adventkalender, laut der Einschätzung von Land, ein Mittel, um Stammkunden zu binden, Test-Produkte auf den Markt zu bringen und neue Kunden zu gewinnen. Darüber hinaus gelänge es Firmen durch Sonderverkaufsflächen in Supermärkten, Kaufhäusern und Drogerien und Berichten wie Unboxing-Videos (Auspack-Videos) in den sozialen Medien ihre Bekanntheit zu steigern.
Die Bestseller bewegen sich in einem Preissegment von 10 bis 150 Euro. Für Kunden kann der Kauf eines Adventkalenders mitunter sogar ein gutes Geschäft sein. Denn, wie Land betont, kann vor allem bei Beauty- und Schmuckadventkalendern der Warenwert das Zwei- bis Fünffache des Kaufpreises ausmachen. Bei Gewürz-Adventkalendern kann man sich etwa 20 Prozent sparen. Bei Schokoladen- und Snack-Adventkalendern kann man jedoch draufzahlen und 20 bis 30 Prozent über dem Einzelkauf liegen. Trotz des schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses habe aber der Schoko-Adventkalender nicht ausgedient. Er sei „ein tolles Geschenk, vermittelt weihnachtliche Gefühle und ist im Vergleich zu vielen anderen Adventkalendern eher günstig“.