Das triste Dezembergrau vor den Fenstern passt zur Stimmung in der heimischen Wirtschaft. Die Laune war am Freitag bei der 21. Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz mit Branchenvertretern der Wirtschaft und Landespolitikern in Klagenfurt sehr trüb. „Die Wirtschaft investiert, aber nicht in Kärnten. Der Standort steht enorm unter Druck“, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl. Denn aktuell sei Kärnten wie auch das übrige Österreich mit der Produktion von Waren und Dienstleistungen aufgrund hoher Lohnstückkosten international nicht wettbewerbsfähig. Darüber hinaus schwächelt Deutschland, der wichtigste Exportmarkt für das Bundesland.
Das Konjunktur- und Investitionsbarometer zeigt bei Geschäftserwartung, Wirtschaftsklima, Investitionen und Export einen deutlichen Abwärtstrend. Laut aktueller Umfrage erwarten 68 Prozent der Unternehmen einen Rückgang der Investitionen. Neun von zehn der Befragten rechnen mit einem Einbruch beim Export. „Wir brauchen gezielte Anreize wie etwa Investitionsprämien“, betont Herwig Draxler, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik in der Wirtschaftskammer. Die Hauptforderung der Unternehmen sind laut Barometer Senkung der Lohnnebenkosten, Leistungsanreize im Steuersystem etwa für Vollzeit und wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen der EU.
Impulse durch Wohnbau
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) streicht zwar hervor, dass das Land Kärnten selbst einen strikten Sparkurs fahren muss, betont aber gleichzeitig „bei Investitionen wird es keine Einschränkungen geben“. Ein Beispiel sei der gemeinnützige Wohnbau. Sowohl 2025 als auch 2026 seien jeweils 600 neue Wohneinheiten vom Land geplant, was sich mit einem jährlichen Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro beziffern lasse. Darüber hinaus arbeite man an Verfahrensbeschleunigungen und kürzeren Bearbeitungszeiten. Ein wichtiger Baustein für eine florierende Wirtschaft sei auch der Energiemix verschiedener Erneuerbarer wie Photovoltaik und Windkraft.
Das hebt auch Wirtschafts- und Energiereferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) hervor, der in Richtung FPÖ sagt: „Im Sinne der Standort- und Energieversorgungssicherheit können wir uns die Überheblichkeit nicht leisten, Windkraft auszuschließen.“ Wer jetzt den Ernst der Lage nicht erkannt habe, dem sei nicht zu helfen. Mit der Umstrukturierung des KWF sei sichergestellt, dass mehr Fördergelder bei den Unternehmen ankommen und darüber hinaus seien Infrastruktur-Weichenstellungen wie Kärntens Anschluss an internationale Daten-Highways erfolgt.
„Haben keine Zeit“
Mandl betont, dass vor allem die neue Bundesregierung Handlungsbedarf habe, um mit geringeren Lohnstückkosten wieder mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Es sei eine „absurde Annahme“, Österreich habe in dieser Frage Zeit. Das sei nicht der Fall wie das Nachbarland Deutschland zeige, in dem die Industrie bereits mehr im Ausland als im eigenen Land investiert habe.