Für die 430.000 österreichischen Handelsangestellten gibt es doch noch einen Kollektivvertragsabschluss im Jahr 2023. Nach sieben harten Verhandlungsrunden seit Ende Oktober, teilweise begleitet von Warnstreiks, einigten sich die Sozialpartner auf einen Gehaltsanstieg von durchschnittlich 8,43 Prozent. Die Gehälter steigen gestaffelt zwischen 8,3 und 9,2 Prozent, teilt die Gewerkschaft GPA mit. „Mit dem Abschluss wurde das Mindestgehalt für Berufseinsteiger deutlich über 2000 Euro erhöht. Das neue Mindestgehalt für Berufseinsteiger liegt nun bei 2124 Euro“, wird in einer Aussendung betont. Der neue Kollektivvertrag für Handelsangestellte tritt mit 1. Jänner in Kraft.

Die Lehrlingseinkommen werden im ersten Lehrjahr auf 880 Euro, im zweiten Lehrjahr auf 1130 Euro und im dritten Lehrjahr auf 1430 Euro angehoben. Das ist eine Erhöhung von zehn Prozent.

„Im Sinne einer funktionierenden Sozialpartnerschaft“ habe man nun einen KV-Abschluss erreicht, betont WKO-Handelsobmann Rainer Trefelik, Chefverhandler der Arbeitgeberseite. „Uns ist bewusst, dass diese Kostensteigerungen für viele Betriebe sehr herausfordernd sein werden. Die Rahmenbedingungen seitens der öffentlichen Hand waren eine hohe Messlatte. Wir hoffen jedenfalls, dass das Jahr 2024 besser als prognostiziert wird“, so Trefelik. 

„Dauerhaft wirksamer Gehaltsabschluss für alle“

„Für uns war wichtig, dass wir einen dauerhaft wirksamen Gehaltsabschluss für alle erreichen. Wesentlich ist weiters, dass wir die von den Arbeitgebern vorgeschlagene Einmalzahlung vom Tisch bekommen haben“, so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger. „Es ist gut, dass die Beschäftigten nun eine Gehaltserhöhung mit 1. Jänner garantiert bekommen, die rechtsverbindlich ist und nicht dem Goodwill einzelner Arbeitgeber ausgeliefert sind.“ Bei der Gewerkschaft zeigt man sich überzeugt davon, dass auch die jüngsten Proteste und Warnstreiks Wirkung gezeigt haben, „es waren die tausenden Beschäftigten, die in den letzten Wochen betrieblich aktiv wurden und Mut zeigten, die dieses Ergebnis möglich gemacht haben“, sagt der Vorsitzende des GPA Wirtschaftsbereichs Handel, Martin Müllauer.

Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einem Gehaltsplus von 11 Prozent in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber hatten ihr Eröffnungsangebot erst in der dritten Runde mit einem Plus von 5 Prozent und einer Einmalzahlung von 800 Euro gelegt. Die rollierende Inflation von Oktober 2022 bis September 2023 lag bei 9,2 Prozent.

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und Lehrlingen. Es ist der größte Branchen-Kollektivvertrag in Österreich. Knapp zwei Drittel der 430.000 Angestellten sind Frauen, im Einzelhandel liegt der Frauenanteil noch etwas höher. Etwa 60 Prozent der Frauen im Handel arbeiten Teilzeit, bei Männern liegt die Teilzeitquote bei nur rund 13 Prozent.

© APA / Georg Hochmuth