Auch jemand, der beim Radfahren weniger Glücksgefühle als Rückenschmerzen bekommt, gerät bei diesem Anblick ins Staunen. Die ultimative Errungenschaft ist im Eingangsbereich ausgestellt, ein Gravelbike, ausgestattet mit Monocoque-Laufrädern der Firma Xentis. Eleganz und Perfektion dahinter sind auch für den Laien erkennbar. Zum Glück, immerhin befinden wir uns in den Räumlichkeiten einer weltweit gefragten Manufaktur: bei Xentis in Voitsberg.

Der Reihe nach: Xentis wurde von Otto Kresch im Jahr 2011 gekauft. Seither bewegt sich der Carbon-Spezialist aber auf internationalem Erfolgskurs. Das Unternehmen wird von Sohn Bernd und Schwiegertochter Susanne Kresch geführt, CEO ist nach wie vor Otto Kresch. Das Trio steht mit seinen Spezialanfertigungen mittlerweile vor allem am asiatischen Fahrrad-Markt hoch im Kurs, bei den eingangs erwähnten Monocoque-Felgen (aus einem Guss hergestellte Laufräder) ist man mittlerweile weltmarktführend.

Nicht nur Fahrräder

"Neben Felgen fertigt Xentis aber auch Spezialteile für die Automobilbranche an. Ob es nun Zierteile für Vespas sind oder gemeinsam mit einem Köflacher Unternehmen Drohnenforschung betrieben wird, aus Carbon lässt sich vieles herstellen", so Bernd Kresch. Außerdem gab es kürzlich eine Anfrage zur Herstellung eines Carbon-Segelmasts, denn das Material ist leicht und extrem stabil. Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig Carbon - dabei handelt es sich übrigens um durch Kohlefasern verstärkten Kunststoff - einsetzbar ist.

Volles Engagement

In Summe sind derzeit 25 Personen bei Xentis tätig, vier davon in der Entwicklung. Unterstützung erhält man auch durch die TU Graz etwa in Form von Windkanal-Tests. "Unsere Mitarbeiter sind außerdem mit vollem Engagement bei der Sache, testen die Materialien sogar in der Freizeit", freut sich Bernd Kresch. "Wir fahren mit dem Rad von Graz oder Deutschlandsberg zur Arbeit, um neue Felgen zu testen", bestätigt einer der Entwickler. Aktuell nehmen er und einige Kollegen auch an der "Istria 300", einem Rennen in Kroatien mit den neuesten Xentis-Laufradentwicklungen teil.

"Es ist genau diese Leidenschaft, die unser Unternehmen ausmacht", beschreibt es Susanne Kresch. "Wir sind ein kleiner Familienbetrieb, gerade dadurch auch sehr flexibel." Am Vorum in Voitsberg wird getüftelt, getestet und produziert.

Xentis ist auch ein OEM-Lieferant, also ein direkt den Hersteller beliefernder Betrieb. Neuester Großauftrag sind Felgen-Anfertigungen für die Kult-Radmarke Rotwild. Aus Asien kam zum Beispiel der Auftrag über 500 Carbon-Felgen ganz in Weiß, und jedes Mal, wenn im Juni die "Eurobike"-Messe in Frankfurt vonstatten geht, füllen sich die Auftragsbücher aufs Neue. "Carbon ist eben ein extrem vielseitig anwendbares Material", so Otto Kresch, umso kreativer sind auch die Aufträge.

Aber auch wenn Xentis seit 2021 am Vorum ansässig ist, beliefert es vor allem den internationalen Markt. In der Region ist das Unternehmen deshalb eher als Sponsoringpartner beliebt und bekannt. Am meisten profitiert der Handballklub HSG XeNTiS Lipizzanerheimat davon, denn Xentis ist dort seit vielen Jahren Hauptsponsor und Otto Kresch der Präsident. Zu den gesponsorten Spitzenteams gehört unter anderem auch das Team Cookina in Graz, das Continental-Team RSW Felbermayr Simplon Wels oder auch das Profi-Triathlonteam PEWAG Racing. Besonders hervorzuheben ist, dass Anna Kiesenhofer mit Xentis-Laufrädern 2021 in Tokio Olympiasiegerin wurde.