An Maria und Josef nagen die Mäuse. „Da erkennt man ein großes Loch“, seufzt Eveline Wild und deutet auf Marias Kleid. Vor sieben Jahren hat die Konditorweltmeisterin (gemeinsam mit ihrem Mann Stefan Eder führt sie das Hotel „Der Wilde Eder“ in St. Kathrein am Offenegg) eine lebensgroße Krippe aus Schokolade kreiert. Seit dem ist sie ein Fixpunkt beim „Kathreiner Advent‘ln“.
Heuer geht der Adventmarkt am 16. und 17. Dezember über die Bühne. Wenige Tage davor wird auch die Schokokrippe aus dem Winterschlaf geholt und bekommt ein neues „Make-up“.
Dafür braucht es viele Handgriffe und jede Menge Schokolade. „So schlimm wie heuer war es noch nie“, sagt Wild. Wind und Wetter haben der Heiligen Schokofamilie zugesetzt.
In den vergangenen Jahren gastierte das Trio samt Ochs und Schaf den Sommer über im Pfarrheim. Da jenes aber mittlerweile als Mitarbeiterhaus für das Hotel genutzt wird, musste heuer im Freien campiert werden.
Das Ergebnis: Am Fuße der Figuren wächst der Schimmel, die Kleidung blättert ab, dem Heiligen Josef fehlt der rechte Arm.
Hunderte Arbeitsstunden
2016 hat die Patissière die Figuren (sie bestehen aus 100 Prozent Schokolade) in aufwendiger Handarbeit gefertigt. Zuerst Maria, Josef und das Christuskind, 2017 kamen Ochse und Schaf hinzu. Die Formen wurden alle selbst gebaut, in jeder Figur stecken mehr als zwei Tage Arbeit.
Obwohl die Fernsehköchin ihr Werk dahin bröckeln sieht, kann sie schmunzeln. „Ehrlich gesagt, wundert es mich, dass sie noch so dastehen. Nach dem warmen Sommer habe ich eigentlich gedacht, dass wir einen großen Schokoklecks vorfinden“, sagt Wild.
Für die Restauration wird vor allem eines benötigt: Schokolade. Mittels Röhren gießt Wild riesige Schokostäbe, die mit Modelliermasse ummantelt werden und so zu einem Arm wachsen.
Damit die Figuren wieder glänzen, sprüht Wild mittels Airbrush-Technik eine hauchdünne Schicht Kakaobutter und Schokolade auf. „Das ist zwar alles nur Kosmetik, aber immerhin ist es für den guten Zweck“, sagt die Patissière, während sie am fehlenden Arm von Josef Maß nimmt. 20 Zentimeter müssen sowohl der Oberarm als auch er Unterarm betragen.
Mehr als 20.000 Euro betrug die Spendensumme, die in den vergangenen Jahren durch die Schokokrippe für Licht ins Dunkel gesammelt werden konnte. Auch heuer steht vor dem Stall eine Spendenbox.
Dieser Charity-Gedanke würde auch Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die Lebensmittelverschwendung wittern. „Sie wird ja jedes Jahr wieder verwendet und macht durch die Spenden für andere Leute das Leben besser“, so Wild.
Für eine Erweiterung der Schokokrippe hätte die Zuckerbäckerin genügend Ideen („Etwa einen Esel oder einen Engel“). Allerdings käme das nur infrage, wenn sich eine geeignete Indoor-Lagermöglichkeit finden ließe. „Ich investiere nicht noch einmal 300 bis 400 Kilo Schokolade, damit sie die Mäuse auffressen.“
Die Schokokrippenfiguren sind also auf nachweihnachtlicher Herbergsuche „Vielleicht fühlt sich jemand angesprochen und hat eine Garage oder einen Keller für uns“, sagt Wild und lacht.