Es ist aktuell wohl das jüngste Weingut der Südsteiermark – wenn auch nur vom Namen her. Wo nun "NeueHeimat" am Etikett steht, war bis vor wenigen Wochen noch der Schriftzug "Goedwinemakers" zu lesen. Was 2008 am Sernauberg in Gamlitz als Genussprojekt einer holländischen Unternehmerfamilie begann, hat sich mittlerweile zu einem fest in der Region verwurzelten und anerkannten Weingut entwickelt.

Ein Wandel, den der neue Name auch nach außen hin verdeutlichen soll. "NeueHeimat ist kein Marketing-Gag, sondern Ausdruck dessen, wie wir uns und unsere Weine begreifen", erklärt Bastian Kaltenböck. Der ehemalige Profi-Skispringer und nunmehrige Weinakademiker lenkt seit 2019 die Geschicke des Betriebes mit einer Rebfläche von rund elf Hektar. Unterstützt wird er dabei von einem vierköpfigen Team rund um Kellermeister Christian Söll, der aus der unmittelbaren Umgebung stammt. "Unser Fokus liegt auf Qualität und Authentizität. Wir greifen bei unseren Weinen so wenig ein, wie unbedingt notwendig", betont Kaltenböck. Dass seit dem Jahrgang 2020 nur noch "bio" in die durchschnittlich 35.000 Flaschen kommt, versteht sich da von selbst.

Uneingeschränktes Vertrauen

Der Weg dahin war allerdings ein weiter und zuweilen auch mühevoller. "Wir haben natürlich Fehler gemacht, aber auch daraus gelernt", erinnert sich Kaltenböck. Möglich war das, weil ihm die Eigentümer freie Hand ließen. "Wenn man jemandem Verantwortung überträgt, muss man ihm auch das Vertrauen schenken", ist Ton Goedmakers überzeugt. Der 71-Jährige muss es wissen. Im Jahr 1980 übernahm er das von seinem Vater 1943 gegründete Reinigungsunternehmen und baute es zu einem international tätigen Konzern aus.

Blick von oben auf das Weingut "NeueHeimat" am Sernauberg in Gamlitz
Blick von oben auf das Weingut "NeueHeimat" am Sernauberg in Gamlitz © Robert Lenhard

Heute erwirtschaftet die nahe Maastricht ansässige Vebego-Group einen Umsatz von über einer Milliarde Euro und beschäftigt mehr als 40.000 Mitarbeiter. "Gewinn ist für uns nicht Ziel, sondern Mittel. Wir wollen bedeutungsvolle Jobs kreieren und wurden dafür auch ausgezeichnet", so Goedmakers, der die Geschäftsführung schon vor einigen Jahren an seinen Sohn Ton (42) übergab und ihm nur noch im Aufsichtsrat zur Seite steht.

Aus Hobby wurde ein Unternehmen

In die Südsteiermark verschlug es den leidenschaftlichen Weintrinker und seine Gattin Monique durch puren Zufall. Im Skiurlaub am Arlberg lernte das Paar in den 1990ern einen Sommelier kennen, zu dem sich im Laufe der Jahre eine tiefe Freundschaft entwickelte. Sein Name: Uli Kaltenböck, dessen Sohn Bastian heute das Weingut der Goedmakers leitet. Bei einer gemeinsamen Weinreise in die Südsteiermark 2008 wurde Kaltenböck Senior auf ein zum Verkauf stehendes Weingut aufmerksam. Goedmakers erfüllte sich einen Traum und erstand es. Nach einem radikalen, aber geschmackvollen Totalumbau wurde 2011 der erste eigene Jahrgang eingepresst. "Wir haben tiefen Respekt vor den Menschen, die hier ansässig sind, deshalb wollten wir auch keinen auffälligen Schandfleck hinstellen", betont Goedmakers.

Aufs schnelle Geld sei er nie aus gewesen. "Für uns ist dieses Weingut kein Investment, sondern Leidenschaft und Hobby", sagt Goedmakers. Ein Hobby, das sich in den nächsten Jahren wirtschaftlich aber zumindest selbst tragen soll. Die Umbenennung in "NeueHeimat" sei nicht nur strategisch gut gewählt, sondern auch ehrlich gemeint. "Für uns ist hier inzwischen ein Stück Zuhause, mein Name ist nicht so wichtig", findet Goedmakers.